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PAD-ALARM: iPad, WePad, MyPad…

Kurt Sagatz wundert sich über einen Medienhype

Von Steve Jobs kann man vieles lernen: wie man die Macht der Geheimhaltung nutzt und auf die Neugier der Fangemeinde vertraut, aber vor allem, wie man seine neueste Neuigkeit richtig präsentiert. „Jetzt noch ein Foto vor dem Plakat“, fordert der Fotografenpulk den Mann mit den schwarzen Sachen und dem roten Schal auf, doch dieses Mal handelt es sich nicht um den Apple-Chef, sondern um Helmut Hoffer von Ankershoffen vom Berliner IT-Mittelständler Neofonie, der mal nach links, mal nach rechts ins Blitzlichtgewitter blickt und dabei einen Flachcomputer herum schwenkt, der dem Tablet-PC iPad von Apple täuschend ähnlich sieht. Mit von der Partie bei der Vorstellung des WePads ist das Hamburger Magazin „Stern“. Wie alle Medienhäuser hofft Gruner + Jahr auf den Erfolg der neuen Technik. In Berlin stellte der „Stern“ sein neues E-Magazin vor, das sich mit Ausnahme der „Bird View“ allerdings nur unwesentlich vom bekannten Druckvorbild unterscheidet. Hauptsache, dass nun der Abschied von der Kostenloskultur des Internets eingeläutet werden soll, egal ob nun vom US-Giganten Apple oder einem Mittelständler aus der Hauptstadt.

Das allein wäre schon eine Sensation, wenn nicht eine Revolution. Einige technische Entwicklungen haben diesen Namen tatsächlich verdient, auch wenn das am Anfang nie klar erkennbar war. Als das Internet Anfang der 80er Jahre nach Deutschland kam, war es ein Datendienst unter vielen. Die Handy-Revolution Anfang der 90er Jahre begann mit einem Motorola-Telefon, an das man sich vor allem wegen seines Spitznamens „Der Knochen“ erinnert. Ob Tablet-PCs wie iPad und WePad in die gleiche Kategorie fallen, wird sich in einigen Jahren zeigen.

Der Hype jedenfalls funktioniert. Sogar mit einem Dummy, der kaum mehr zeigt als ein Bildschirmvideo in der Dauerschleife. Offenbar lief im Hintergrund nicht einmal wie angekündigt Linux sondern Windows, wie Hoffer am Dienstag via Facebook einräumte. Bis zum verkaufsfertigen Gerät ist es also noch ein weiter Weg. Dennoch haben bereits 20 000 Internetnutzer das WePad geordert, ohne es zuvor in Funktion gesehen zu haben. Allein die Idee von einem Tablet-PC, dessen Nutzung nicht von einem einzelnen Unternehmen eingeschränkt wird, erscheint vielen Menschen offenbar als begehrenswerte Alternative.

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