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Panne beim Internetriesen: Letzte Rettung

Google macht sich mit der Zwangslöschung von mobilen Anwendungen unbeliebt.

„Also so etwas finde ich wirklich doppelplusungut“, empörte sich der Internetnutzer, weil es ein Unternehmen gewagt hat, auf seinem Mobilgerät einfach etwas aus der Ferne zu löschen, ohne ihn davon zuvor in Kenntnis zu setzen. „Der feuchte Traum eines jedes Diktators“, springt ihm ein anderer Technikfan bei. Die Kommentare bezogen sich auf eine Aktion des Onlinekaufhauses Amazon. Dies hatte die beiden Romane „1984“ und „Animal Farm“ von George Orwell von den Ebook-Lesegeräten vom Typ Kindle gelöscht, weil der dahinter stehende Verlag gar nicht die nötigen Rechte besaß. Das war vor zwei Jahren, und es dauerte einige Zeit, bis sich Amazon von der Kritik und der Häme erholt hatte. Danach, so viel war klar, würde ein Unternehmen nur noch vom Mittel der Zwangslöschung Gebrauch machen, wenn wirklich kein Weg daran vorbeiführt.

Dies ist nun passiert. An diesem Wochenende ist Google in die Amazon-Falle getappt. Nachdem bereits zuvor 50 Anwendungen (Apps) für Smartphones und Tablet-Computer mit Googles freiem Android-System vom Marktplatz für diese Programme entfernt worden waren, griff der Internetriese nun zusätzlich zur Löschkeule und entfernte die Apps auch nach aus der Ferne von den Geräten der Android-Nutzer. Die Anwendungen trugen zwar harmlose Namen wie Super Guitar Solo, Photo Editor oder Falling Down, tatsächlich aber hätten sie großen Schaden anrichten können. Mit dem darin enthaltenen Schadprogramm hätte der Angreifer die Smartphones übernehmen können, um dann zum Beispiel Daten auszulesen, zu manipulieren oder zu zerstören. Keine gute Werbung für das Google-System

Für Google kommt diese peinliche Panne zur Unzeit. Gerade hat sich das freie Mobilsystem Android im boomenden Markt für Smartphones – in diesem Jahr wird allein für Deutschland mit zehn Millionen neuen Geräten gerechnet – vor den Rivalen Apple mit seinen iPhones gesetzt. Apple-Chef Steve Jobs hatte die Vorstellung des neuen Tablet PCs iPad 2 in der vergangenen Woche dazu genutzt, über die Android-Konkurrenz zu ätzen. Jobs lästerte unter anderem darüber, dass im App-Store von Apple bereits 65000 Anwendungen speziell für das iPad-Tablet angeboten werden, es aber für die Konkurrenten mit Googles Android-System gerade einmal 100 sind. Was allerdings nur die halbe Wahrheit ist, weil Android bei den Smartphone-Apps Apple immer näher kommt. Gerade deshalb empfinden viele Android-Nutzer unter anderem im Forum von Heise.d den jetzt eingesetzten „Killswitch aus Mountain View“ als bösen „Alptraum“.

Prinzipiell wäre es auch Apple möglich, aus der Ferne auf iPhones und iPad zuzugreifen, um zum Beispiel gefährliche Programme zu entfernen. Allerdings wurde von der Möglichkeit noch kein Gebrauch gemacht. Anders als bei Android müssen bei Apple sämtliche neuen Apps genehmigt werden. Kurt Sagatz

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