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Update

Plattform ZDFkultur: Per Klick zur Kunst

35 Institutionen als Partner: Das ZDF öffnet einen digitalen Kulturraum

Sage keiner, dass das ZDF keine Kultur hat! Okay, der Fernsehkanal ZDFkultur wurde im Oktober 2016 zugunsten des Onlineangebots Funk eingestellt, wobei zudem die kulturellen Anstrengungen im Hauptprogramm wahrlich stärker sein könnten – von ZDFneo und ZDFinfo ganz zu schweigen.

Da kommt die neue Initiative des öffentlich-rechtlichen Senders gerade recht. Am Mittwoch wurde das digitale Angebot ZDFkultur gestartet. Das ist kein lineares TV-Programm, sondern ein digitaler Kulturraum, als Rubrikenseite zdfkultur.de in der ZDFmediathek – doch nur so kann der Sender der potenziellen Kritik begegnen, hier würde über den Programmauftrag hinaus (der ja Kultur miteinbezieht) ein weiteres TV-Angebot in die Medienwelt gesetzt.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin und Vorsitzende der Rundfunkkommission der Länder, Malu Dreyer, sagte auf dem Empfang in Berlin: "Das ZDF zeigt mit ZDFkultur, wie der öffentlich-rechtliche Programmauftrag in der digitalen Zeit innovativ und attraktiv erfüllt werden kann. Als virtueller Treffpunkt für Kulturschaffende und Kulturinteressierte bietet es einen ebenso einfachen wie umfassenden Zugang zu Kultur."

ZDFkultur ist definitiv nicht die digitale Resterampe der Kulturangebote der ZDF-Familie. Hier wird, auch indem Ressourcen aus anderen Senderbereichen umgewidmet werden, in drei Dimensionen gedacht und gearbeitet, ganz im Anspruch eines fast grenzenlosen Kulturraums. Zunächst werden vorhandene Inhalte – „Aspekte“ oder „Das literarische Quartett“ – neu, also digital kuratiert und besser auffindbar. Dazu kommen zahlreiche Novitäten bei Inhalt und Technik, die die vielfältigen Formen und Genres des künstlerischen Ausdrucks zum digitalen Erlebnis werden lassen sollen.

Interaktiver Ausstellungsrundgang

Drei Beispiele: In der „Digitalen Kunsthalle“ können Nutzer multimedial ergänzte Ausstellungen erleben. Zum Auftakt bietet das interaktive Museumsmodul einen Rundgang durch die Schau „Thomas Mann in Amerika“ des Deutschen Literaturarchivs in Marbach an. „Mit der Webanwendung ,Dein Buch‘ finden Leser spielerisch den Weg zu ihrem nächsten Lieblingsbuch, empfohlen von Expertinnen und Experten aus den Literatursendungen von ZDF und 3sat“, heißt es in der Pressemitteilung.
Zum Modul „Geheimnis der Bilder“ gehört beispielsweise die Entdeckungstour durch Claude Monets „Das Mittagessen“. Die Besonderheiten werden durch einzelne Klickpunkte auf dem Werk in kurzen Texten erläutert. „Mit diesem Wissen dann eines Tages vor dem Original zu stehen, kann sehr bereichernd sein“, sagte Philipp Demandt, Direktor Städel Museum Frankfurt.
Und dann ist der dritte Schritt, die Vernetzung mit bislang 35 Kulturinstitutionen aus allen 16 Bundesländern, dem ZDF sehr wichtig, schließlich ist der Sender eine von den Ländern gemeinsam getragene Fernsehanstalt. Zwölf der Einrichtungen sind bereits Kulturpartner des ZDF, 23 dazugekommen, weitere sind gerne willkommen, auch über Deutschland hinaus. „Große Herausforderungen brauchen starke Partner“, sagte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler.

Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist Partner

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz ist 20 Jahren über das „Jahrhundertprojekt Museumsinsel“ mit dem Sender verbunden. Präsident Hermann Parzinger sagte zum Start, ZDFkultur sei „ein Angebot und eine Herausforderung, einen neuen Zugang zu Objekten, Bildern oder Schriften zu erstellen. Mehr noch: Kanäle wie dieser sind Orte des Dialogs, den wir gerade in der heutigen Zeit mehr denn je brauchen“. Für gesellschafts- und kulturpolitische Debatten wurde entsprechend der Talk „Lass uns reden!“ mit „Aspekte“-Moderator Jo Schück und zwei Gästen mit extrem unterschiedlicher Meinung eingerichtet.
Intendant Thomas Bellut betonte, ZDFkultur gehe von einem breiten, facettenreichen Kulturbegriff aus. Wer sich das Angebot vor Augen führt, der kann „Verständnisrampen“ in die Hochkultur erkennen, der kann eine vielfältige Mischung aus Debatte, Musik/Theater, Kabarett, Kino/Gaming, Lesen, Kunst/Design und Reisen/Genuss nutzen. ZDFkultur will, wie Programmchef Himmler sagte, Kultur zugänglich machen, Verständnis für Kultur erzeugen und selbst Kulturproduzent sein. „Kultur für alle – nahbar und nutzerfreundlich“, das Arbeitsmotto von Anne Reidt, ZDF-Hauptredaktionsleiterin Kultur, soll zugleich ein Versprechen sein.
Es besteht die Absicht, den Superinteressierten ebenso zu bedienen wie den Flaneur. Ein sehr gelungenes Beispiel ist die Webvideoreihe „Oper für Ungeduldige“. Moritz Eggert, Komponist, Blogger und Professor für Kompositionslehre, rast da mit Esprit, rasendem Sprechtempo und Sinn für das Absurde durch die Tiefen wie Untiefen von „Zauberflöte“ oder „Götterdämmerung“. Und was Siegmund und Sieglinde in der „Walküre“ miteinander zu schaffen haben, das erfährt der Nutzer der Reihe dann auch. Was er nur im Moment des Opernbesuchs erfahren kann: die tiefe Emotion, als sich die Zwillinge erkennen und ihre Liebe zueinander. Live bleibt live.

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