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Hat für Religionen nicht viel übrig. Wanda (Caroline Peters, rechts) ärgert sich mächtig über ihre Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher).

© Neue Visionen Film/Felipe Kolm

Plötzlich mit Kopftuch: Wenn die Tochter zum Islam konvertiert

Komödie „Womit haben wir das verdient?“ auf Arte. Caroline Peters glänzt als fassungslose Mutter.

„Kannst du nicht einfach katholisch werden? Das wäre für mich schlimm genug.“ Wanda hat ihre beiden Töchter feministisch erzogen. Glaubt sie jedenfalls. Dass die 16-jährige Nina plötzlich im Hijab auftaucht und erklärt, sie sei zum Islam übergetreten, macht sie nun verständlicher Weise fassungslos. Was schon deshalb ausgesprochen komisch ist, weil Caroline Peters in der österreichischen Kino-Komödie „Womit haben wir das verdient?“ die Hauptrolle der gebeutelten Mutter übernommen hat.

Kaum jemand kann mit sparsamer Mimik und großen Augen derart herzergreifend fassungslos, erstaunt oder entsetzt in die Welt blicken wie die Rheinländerin Peters. Mit ihrem Talent fürs Komische und ihrem präzisen Spiel hatte sie schon in der WDR-Serie „Mord mit Aussicht“ überzeugt, und es ist eigentlich immer erfreulich, wenn die Wiener Burgschauspielerin mal wieder Ausflüge ins Film-Fach unternimmt.

[„Womit haben wir das verdient?“, Arte, Freitag, 20 Uhr 15]

Caroline Peters also ist die selbstbewusste Chirurgin Wanda, die Religion „generell für Schwachsinn“ hält und zu Beginn der Komödie von Eva Spreitzhofer („Schnell ermittelt“) einen ziemlich traumatischen Geburtstag erlebt. Erst erfährt sie bei der gemeinsamen Therapie mit Ex-Mann Harald (großartig als fröhlicher Ja-Sager: Simon Schwarz), dass sich ihre Tochter Nina (Chantal Zitzenbacher) nun in ein Kopftuch hüllt und lieber Fatima genannt werden möchte.

„Immerhin lernt sie Arabisch“, kommentiert Harald trocken, während Wandas Welt zusammenbricht und sie auf einen „Versteckte Kamera“-Scherz hofft. Später versammelt sich die umfangreiche Patchwork-Familie zu Wandas Ehren, aber im Mittelpunkt steht Ninas unverhoffte Verwandlung. Die pointierten Dialoge sind ein großer Spaß, auch wenn der Film aufgrund der verschiedenen Figuren mal kurz etwas unübersichtlich wird.

Mit Tempo und Witz

Autorin und Regisseurin Spreitzhofer gelingt der Balanceakt, nach allen Seiten kräftig auszuteilen, dennoch niemanden verächtlich zu machen und gleichzeitig mit Tempo und Witz bis zum Schluss bestens zu unterhalten. Wanda lebt jetzt mit dem leicht versponnenen, Quallenfiguren bastelnden Tony (Marcel Mohab) und dessen pubertierendem Sohn Till (Angelo Konzett) zusammen. Der nennt Nina ebenso wie deren aus Vietnam stammende Adoptivschwester Klara (Anna Laimane) „gestört“. Die jugendlichen Nebenfiguren der Familie bleiben etwas eindimensional, interessanter ist da schon Ninas Freundin Maryam (Duygu Arslan), die ebenfalls den Hijab trägt, aber im Schwimmunterricht auch auf den neu gekauften Burkini verzichten könnte.

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Im Mittelpunkt aber stehen Wanda und ihr aufrichtiges Bemühen, die Tochter zu verstehen – und vor allem wieder zur Umkehr zu bewegen. Wanda kann als Mutter ziemlich aufdringlich werden, aber an der Liebe zu ihrer Tochter lässt Caroline Peters Spiel ganz und gar kitschfrei keinen Zweifel. Wanda erfährt vom Schuldirektor, dass Nina in der Schule schon seit Wochen den Hijab trägt, und sucht in ihrer Not eine Beratungsstelle auf. Sehr komisch: Rechts weisen Schilder Richtung „Islamismus“, links Richtung „Rechtsradikalismus“. Der Humor ist hier vielgestaltig.

Ab und zu soll das Lachen auch im Halse stecken bleiben: So hat Kida Khodr Ramadan („4Blocks“) in der Moschee einen denkwürdigen Auftritt als Imam, der den Frauen in strengem Ton erläutert, wie sie sich während der Menstruation zu verhalten haben.

Für den Film spricht außerdem, dass Spreitzhofer Ninas Konversion zwar zum Anlass komischer Dialoge, aber dennoch ausreichend ernst nimmt. Ninas stärkstes Motiv scheint das Aufbegehren gegen Eltern-Generation zu sein. Aber von der Erziehung ist, dann doch einiges hängen geblieben.

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