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Heye

© ZDF

Politiker-Gipfel: Sozialisten unter sich

Spin Doctors als Nachtschwärmer: Michael H. Spreng und Uwe-Karsten Heye ziehen mit Arte durch Berlin.

Mittendrin in Fernsehdeutschland – in den politischen Festspielwochen mit Talkshows, Porträts und als Highlight dem Duell der beiden Hauptprotagonisten am 13. September. Glücklicherweise ist dazwischen Platz für kleine Sendungen, die nicht bemüht neue Wege gehen, sondern nur mit einer witzigen Idee aufwarten. „Durch die Nacht mit …“ auf Arte ist so eine Sendung. Sie bringt Menschen zusammen, die eigentlich nicht zusammengehören. So wie am Donnerstag. Da begeben sich Michael H. Spreng, ehemaliger Chefredakteur der „Bild am Sonntag“ und Wahlkampfberater von Edmund Stoiber (CSU), und Uwe-Karsten Heye, ehemaliger Regierungssprecher unter Gerhard Schröder (SPD), auf Nachtwanderung.

Sie sind zwei Seiten derselben Medaille: Kommunikationsberater oder neudeutsch Spin Doctors – beide aber a. D. Heye ist jetzt Chefredakteur der SPD-Parteizeitung „Vorwärts“, und Spreng vor allem Blogger. Er ist auch das Alphatier dieser Nacht, der sagt: „Ich geh mal voraus“. Derjenige, der am Schaufenster stehen bleibt und sagt: „Ich muss meine neue Krawatte bewundern“. Heye lässt den großen, etwas jungenhaften Spreng machen, tritt leiser auf, nachdenklicher. Beide verbindet nicht nur ihr Beruf, sondern auch die rauchigen Stimmen, wenngleich Spreng ein paar Zigarillos in Front liegt. Und so ziehen sie durch das nächtliche Berlin, besuchen Peter Frey im ZDF- Hauptstadtstudio, machen Station bei Studi VZ und besuchen eine Kommunikationsagentur. Es ist ein knapp einstündiger Film, der mit feinen elektronischen Beats untermalt zwar leichtfüßig daherkommt, aber nie dahinplätschert.

Urplötzlich kann der Film Fahrt aufnehmen – nur durch die Dialoge. Wenn sie mit Frey darüber reden, wie Politik „Zeitsouveränität“ (Heye) zurückgewinnen kann und Journalismus kritisch nachfragen soll. Zu prickeln beginnt es, wenn Heye Spreng in eine kleine kommunikative Falle lockt. Heye spricht über die „politisch Unterbelichteten“ in der deutschen Wirtschaft, die er in seiner Zeit mit Schröder erlebt hat. Spreng stimmt zu und erzählt von einem Treffen zwischen Stoiber und den führenden deutschen Managern, bei dem er dabei war. „Arrogant“, „unhöflich“ und „besserwisserisch“ seien die aufgetreten. Allen voran der damalige Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer und Allianz-Vorstand Henning Schulte-Noelle. Unverschämt sei das gewesen, schimpft Spreng. Und sagt: „Da muss man aufpassen, dass man nicht zum Sozialisten wird, wenn man die mal zwei Stunden erlebt hat.“ Trocken kontert Heye: „Schade, dass sie nicht länger geblieben sind.“

Am Ende wirken beide recht erschöpft. Kein Wunder. Ein paar weniger Stationen in einem ansonsten gelungenen Film wären besser gewesen.

„Durch die Nacht mit ...“, 23 Uhr 35, Arte.

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