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Alles Diesel, oder was? Die ARD-Talkshow „Anne Will“ hat am Sonntag glatt am SPD-Mitgliedervotum vorbeigeredet – und damit am Thema des Tages.

© dpa

Poltittalks in der Diskussion: Nächstes Thema, bitte

"Jetzt sollen die erst mal eine Regierung bilden und politisch aktiv werden": Ist mit den wochenlangen Groko-Querelen das Interesse am Groko-Polittalk verloren gegangen?

Man kann sich schon mal wundern, wenn Deutschlands Polittalk Nummer Eins am Sonntagabend an Deutschlands Politthema Nummer Eins dieser Tage vorbei geht (siehe unten): Diesel – so das überraschende Thema bei „Anne Will“ im Ersten. Man kann sich noch mehr wundern, wenn auch „hart aber fair“ am Montag am alles entscheidenden SPD-Mitgliedervotum samt Regierungsbildung vorbei talkt und sich des Themas Essener Tafel annimmt. Gibt es bei Talkshow-Machern und Publikum etwa eine Art Überdruss an partei- und regierungspolitischen Themen? Oder wird es schwieriger, dafür politische Gäste ins Studio zu bekommen?

Tatsächlich habe „hart aber fair“ den langen Weg zur Regierungsbildung mit etlichen Sendungen begleitet, sagt ein Sprecher für Das Erste. „So etwa bei uns die Sendung am vergangenen Montag.“ Zwar werde die Redaktion einer Talkshow nie müde, alle Verästelungen der Berliner Politik mit großem Interesse zu verfolgen. „Aber wir haben doch in den Reaktionen und im Zuspruch unserer Zuschauer festgestellt, dass dort eher die Einstellung vorherrscht: Jetzt sollen die erst mal eine Regierung bilden und politisch aktiv werden.“

Deshalb habe sich die Redaktion von „hart aber fair“ dazu entschieden, am Montag das aktuelle und kontroverse Thema ‚Essener Tafel' zur Diskussion zu stellen. „ Hätten sich die SPD-Mitglieder am Sonntag anders entschieden, dann hätte uns dies nicht unvorbereitet getroffen und wir hätten mit einer Sendung zu dieser ja politisch krisenhaften Entwicklung reagieren können.“

Machtspiele am Abgrund

Ähnlich erklärten sich der verantwortliche NDR, beziehungsweise die Redaktion von „Anne Will“, zu ihrer überraschenden Themenwahl vom Sonntagabend. Die Redaktion von „Anne Will" habe sich, in enger Absprache mit dem NDR und der ARD-Koordination, dafür entschieden, mit zwei Sendungsplanungen und Gästetableaus in den Sonntag zu gehen, sagt ein NDR-Sprecher. Für den Fall, dass die SPD-Mitglieder gegen eine Große Koalition gestimmt hätten, wäre dies das Thema der Sendung gewesen.

Das ZDF kann kein Abflachen des Interesses an partei- und regierungspolitischen Gesprächsrunden erkennen. Ein Sprecher sagte dem Tagesspiegel: „Das beobachten wir nicht.“ Die „Maybrit Illner"-Ausgabe zum Thema „Machtspiele am Abgrund - Ist Schwarz-Rot noch zu retten?“ hätten am 15. Februar 3,22 Millionen Zuschauer verfolgt. Auch die Sendung vom 18. Januar „Machtkampf um die Groko – Schulz und Merkel zittern“ sei mit 3,21 Millionen Zuschauer auf großes Interesse gestoßen.

Auch gibt es nach ZDF-Angaben keine Zurückhaltung von Spitzenpolitikern, Einladungen zu folgen. Allein in den zurückliegenden drei Ausgaben von „Maybrit Illner" waren unter anderem Peter Altmaier (CDU, amtierender Kanzleramtschef und Bundesfinanzminister), Andrea Nahles (SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag und designierte Parteivorsitzende), Barbara Hendricks (SPD, amtierende Bundesumweltministerin), Olaf Scholz (kommissarischer SPD-Bundesvorsitzender) sowie Paul Ziemiak (CDU, Vorsitzender der Jungen Union) zu Gast.

Ähnlich äußerte sich ein Sprecher für den ARD-Talk „Maischberger“. „Allein an unseren ersten Sendungen in diesem Jahr kann man sehen, dass wir das Thema nicht scheuen und auch keine Probleme hatten, Gäste aus der ersten Reihe zu gewinnen, darunter Bundesminister und Ministerpräsident.“

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