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Medien: Portraits in Musik: Truck Branss gestorben

Profilaufnahme von rechts. Die Sängerin trägt einen weißen Rollkragenpullover, dann wächst der Schriftzug „Hildegard Knef“ in schnörkeliger Handschrift ins Bild.

Profilaufnahme von rechts. Die Sängerin trägt einen weißen Rollkragenpullover, dann wächst der Schriftzug „Hildegard Knef“ in schnörkeliger Handschrift ins Bild. Sie läuft nach rechts, vorbei an Studioscheinwerfern, die Kamera folgt ihr, es ist ein langer Schwenk, eine Drehbewegung, ein Tanz. Nach dem letzten Vorspanntitel schrumpft das Bild zusammen, wird zur Vignette auf einem Tableau neben 15 anderen Vignetten. Jede steht für ein Lied, zu dem ein kleiner Film inszeniert wurde: „In dieser Stadt“, „Eins und eins“, „C’est si bon“.

Die Fernsehshow „Portrait in Musik“, ausgestrahlt im November 1963 von der ARD, verhalf Hildegard Knef als Sängerin zum Durchbruch. Regisseur Truck Branss reizte alle ästhetischen Möglichkeiten des Schwarzweiß-Fernsehens aus: Er ließ die Diva durch Trockeneisnebel und über einen von unten beleuchteten Steg stöckeln, zeigte sie vor Rückprojektionen und spannte sie mit einem Miniatur-Ballett, den „Herbert Dancers“, zusammen. Weil seinem Arbeitgeber, dem Saarländischen Rundfunk, kein großes Budget zur Verfügung stand, konzentrierte sich Branss ganz auf die Umsetzung der Musik. Die Sendungen, die er mit Françoise Hardy, Gilbert Bécaud oder Katja Ebstein produzierte, wurden zu Meilensteinen des deutschen Showfernsehens.

„In Deutschland gibt es keine Stars, wir müssen sie erfinden“, lautete das Credo von Branss, der 1926 mit dem bürgerlichen Vornamen Kurt in Berlin geboren war. Für die ARD konzipierte er das Schlager-Potpourri „Meine Melodie“, dann wechselte er zum ZDF und hob die „Hitparade“ aus der Taufe. Der Regisseur war für seine Strenge berüchtigt, Christian Anders klagte: „Wir wurden manchmal wie Kinder behandelt.“ Als Ende der Achtzigerjahre die Ära der pompösen Silvestergalas und Anneliese-Rothenberger-Shows endete, zog sich Branss aus der Branche zurück. Mit seiner einstigen Entdeckung Dieter Thomas Heck hatte er sich überworfen, er nannte den Moderator „die größte Enttäuschung meines Lebens“. Am Dienstag ist Truck Branss, der zuletzt in der Lüneburger Heide lebte, gestorben. Er wurde 79 Jahre alt.

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