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Dirk Brockmann, Viola Priesemann und Michael Mayer-Hermann am "Bild"-Pranger

© Bild.de

Hetze gegen Wissenschaftler?: Presserat prüft Beschwerden wegen „Bild“-Bericht

„Bild“ hatte drei Wissenschaftler als „Lockdown-Macher“ bezeichnet. Dagegen liegen 84 Beschwerden beim Presserat vor.

Der Deutsche Presserat prüft aktuell eine Sammelbeschwerde mehrerer Wissenschaftler gegen "Bild" und Bild.de, teilte die Freiwillige Selbstkontrolle der Printmedien am Dienstag mit. Der Presserat bezieht sich dabei auf Beiträge der "Bild"-Redaktionen vom 4. Dezember, in denen drei namentlich genannte und im Bild gezeigte Wissenschaftler als „Lockdown-Macher“ bezeichnet wurden.

Gegen den Beitrag und besonders gegen dessen Überschrift liegen dem Presserat "insgesamt 84 Beschwerden vor“, bestätigte Sonja Volkmann-Schluck, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit beim Deutschen Presserat. „Die Beschwerdeführer kritisieren, es werde der falsche Eindruck erweckt, dass Wissenschaftler Corona-Maßnahmen beschließen, für die aber die Politik verantwortlich sei. Dies schüre Verschwörungstheorien und sei zudem ein Aufruf zur Hetze gegen Wissenschaftler.“

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Der Deutsche Presserat prüft jetzt, ob er ein Verfahren gegen "Bild" und Bild.de einleitet. Dabei gehe es um die Frage, ob die Redaktion ihrer Sorgfaltspflicht nach Ziffer 2 des Pressekodex nachgekommen sei, respektive, ob die Berichterstattung dem Wahrhaftigkeitsgebot nach Ziffer 1 des Pressekodex entspreche.

Beschwerde der Humboldt-Uni

Die Berliner Humboldt Universität (HU) hatte am Montag mitgeteilt, dass sie beim Deutschen Presserat Beschwerde gegen den Beitrag in der „Bild“-Zeitung vom 4. Dezember eingereicht habe.

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Darin würden Wissenschaftler der HU, darunter der Physiker Dirk Brockmann, als „Lockdown-Macher“ bezeichnet. Den Lesern werde auf diese Weise suggeriert, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen seien verantwortlich für Entscheidungen der Politik.

Diese Art der journalistischen Darstellung sei in den Debatten um den Zusammenhalt der Gesellschaft in Pandemie-Zeiten gefährlich und verantwortungslos, hieß es weiter. Der Sprecher der „Bild“-Gruppe, Christian Senft, hatte dazu erklärt: „Wir können die Kritik verstehen und nehmen sie ernst. Wissenschaftler verdienen unseren Respekt.“

Diese Äußerung wie die diesbezügliche Berichterstattung der Springer-Medien zeichnen ein uneinheitliches Bild, wie die Redaktion mit dem Thema Corona umgeht. Nach der Attacke auf die Wissenschaftler schrieb Johannes Boie einen Leitartikel in einem ganz anderen Duktus, der die Sorge um den Zusammenhalt in der Gesellschaft thematisierte.

Gibt es vielleicht zwei Lager bei "Bild", das Lager um den gegangenen Chefredakteur und Scharfmacher Julian Reichelt und ein zweites um seinen Nachfolger Boie? Die "Bild"-Redaktion stellt sich momentan jedenfalls als Wackeldackel des journalistischen Populismus dar.

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