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PRINT-PROGNOSE: Zeit für die Zeitung – eine Diskussion über die Zukunft des Journalismus

Wie geht es weiter mit dem Journalismus? Verdrängen Online-Medien die Zeitungen? Wie lässt sich Qualitätsjournalismus finanzieren? Diese Fragen wurden beim Mainzer Mediendisput gestellt. Bei der Podiumsdiskussion war auch Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff dabei.

Dass am Ende des Satzes ein Punkt, kein Fragezeichen steht, geht für Richard Meng, Senatssprecher von Berlin und früher stellvertretender Chefredakteur bei der „Frankfurter Rundschau“, dann doch zu weit. Unter dem Titel „Das Ende des Journalismus.“, hatten das Netzwerk Recherche und der Mainzer Mediendisput am Dienstagabend in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz zur Podiumsdiskussion geladen und fragten weiter: „Ist unsere Mediendemokratie noch zu retten?“.

„Der Journalismus steht sicher nicht vor dem Ende. Es wird ihn immer geben, – nur wie, ist die entscheidende Frage“, sagte Meng. Medienökonomische Bedingungen würden die Qualität bedrohen. Doch weder in öffentlich-rechtlichen Finanzgarantien noch in einem Stiftungsmodell sieht Meng die Lösung, um die unter der aktuellen Wirtschafts- und dadurch bedingten Anzeigenkrise leidende Printbranche zu stützen.

Brigitte Fehrle, stellvertretende Chefredakteurin der „Berliner Zeitung“, spricht sich ebenfalls strikt gegen staatliche Unterstützung aus. „Sie ist immer mit Einflussnahme verbunden und das bedeutet den Tod der Kreativität“, sagte sie. Vor allem aber würden durch öffentliche Finanzierungshilfen notwendige Strukturprozesse verhindert. Am Ende solcher Prozesse könnten zwar weniger Medienhäuser stehen, aber dass starke regionale und überregionale Marken überleben, ist für Wolfgang Blau, Chefredakteur von Zeit Online, sicher. Und diese stehen nach Ansicht von Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur von sueddeutsche.de, vor der Herausforderung, die beiden Medienstränge Online und Print miteinander zu kombinieren, „die Schnelligkeit des Internets mit dem Wissen aus dem Blatt“, sagte Jakobs.

Ob es künftig „Online first“ oder doch „Print first“ heißen soll, ist für Frank A. Meyer, Chefpublizist des Schweizer Ringier Verlags („Cicero“, „Blick“), keine Frage: „,Journalismus first’ sollte die Devise sein“, sagte Meyer. Er kritisierte, dass „Zeitungen heute von Charisma entleert“ seien, dennoch unterstrich er ihre integrative Kraft: „Hier stößt man beim Lesen auf Dinge, nach denen man eigentlich gar nicht gesucht hat.“

Auch Stephan-Andreas Casdorff, Chefredakteur des Tagesspiegels, will die Diskussion Netz contra Medien nicht führen: „Ein neues Medium wird nie ein vorhandenes Medium, das sich bewährt hat, vollkommen ersetzen oder verdrängen“, sagte Casdorff und verwies auf das entsprechend lautende Riepl’sche Gesetz aus dem Jahr 1913. Schließlich gebe es Bücher und Kino auch trotz des Fernsehens noch – und neben dem Internet werde es weiterhin Zeitungen geben, vielmehr würden sich Online und Print sogar erfolgreich ergänzen: „Das Internet bietet die Möglichkeit, sein Wissen zu vertiefen“, sagte Casdorff. Die gedruckte Zeitung sei ein bewusstseinserweiterndes Medium. „Denn Zeitung verführt, sich auch mit neuen Themen zu beschäftigen“, sagte Casdorff. „Wir müssen die Zeitung zum Zeitgenossen machen und als solchen erhalten.“ Sonja Pohlmann

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