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Eine junge Frau liest Zeitung am Berliner Landwehrkanal.

© picture alliance / dpa

Printmarkt: Zeitungen erreichen so viele Leser wie nie zuvor

Gedruckt, online und mobile wird heute Zeitung gelesen. Wegen sinkender Werbeeinnahmen werden allerdings neue Erlösquellen gesucht - und gefunden.

Zeitungen werden heute über diverse Kanäle konsumiert: gedruckt, online und mobil. Und das von so vielen Lesern wie noch nie zuvor. 80 Prozent der über 14-Jährigen lesen Zeitung, teilte der Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) am Dienstag in Berlin mit. „Im harten Wettbewerb um Zeit und Aufmerksamkeit der Leser sind Zeitungen ein Gigant“, sagte Dietmar Wolff, BDZV-Hauptgeschäftführer bei der Jahrespressekonferenz des Verbandes.

29 Millionen Menschen würden Zeitungen regelmäßig nutzen. Damit seien Zeitungen nicht nur die Nachrichtenquelle Nummer eins im Netz, sondern auch vor T-Online und Ebay das reichweitenstärkste Angebot. Vor allem regionale Abonnementzeitungen konnten demnach im vergangenen Jahr ihre Reichweite steigern. Sie verzeichneten ein Plus von 3,5 Millionen auf rund 23 Millionen Nutzer – was vor allem auf das stetig wachsende digitale Angebot zurückzuführen ist: Rund 450 Apps von Zeitungsverlagen sind inzwischen auf dem Markt, rund 125 Apps mehr als noch im Juli 2012. Knapp 290 davon sind nach Angaben des BDZV kostenpflichtig – ein Trend in der Branche. Auch immer mehr Websites der Zeitungen werden kostenpflichtig.

Mittlerweile hätten 40 Zeitungstitel auf ein Bezahlmodell umgestellt, bis Ende 2013 würden 20 weitere Titel hinzukommen, schätzt Hans-Joachim Fuhrmann, der beim BDZV die Abteilung Kommunikation + Multimedia leitet. Manche Titel wie die „Bild“ würden auf ein Freemium-Modell setzen, bei dem für ausgewählte Texte gezahlt werden muss. Andere Zeitungen wie die „Welt“ bevorzugten ein metered Modell, bei dem das Lesen ab einer bestimmten Artikelanzahl kostenpflichtig wird.

"Die Nutzer sind zahlungsbereiter als früher"

„Die Nutzer sind inzwischen deutlich zahlungsbereiter als früher“, sagte Fuhrmann. Dennoch seien viele Verlage noch zurückhaltend, weil sie Reichenweitenrückgänge befürchten, was sich wiederum negativ auf die Werbeeinnahmen auswirken könnte. Konkrete Zahlen zur Reichweitenentwicklung bei kostenpflichtigen Websites liegen laut BDZV noch nicht vor. Der Springer-Verlag, bei dem „Welt“ und „Bild“ erscheinen, hat ebenfalls noch keine Zahlen veröffentlicht.

Die Verlage sind jedoch auch gezwungen, sich nach alternativen Erlösquellen umzusehen. Während die Online-Reichweiten wachsen, sinken die Werbeumsätze. Um 3,3 Prozent ist der Gesamtumsatz 2012 laut BDZV auf 8,23 Milliarden Euro gefallen. Die Vertriebsumsätze hingegen sind um 1,4 Prozent auf 4,72 Milliarden Euro gestiegen. Für 2013 erwartet der Verband bei den Werbeumsätzen lediglich ein Nullwachstum.

Auch die Auflage schrumpfte im ersten Quartal 2013. Bei den lokalen und regionalen Abo-Zeitungen jedoch weniger (Minus 2,5 Prozent), als bei den überregionalen Blättern ( Minus 7,4 Prozent). Die Hoffnung liegt auch hier im Netz: Der Verkauf von E-Paper steigerte sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp 92 Prozent auf täglich 340 000 Ausgaben. Eine allerdings noch deutlich ausbaufähige Zahl. „Die Branche befindet sich gerade in einer großen Experimentierphase, viele gehen bei der Suche nach neuen Modellen nach dem Prinzip trial and error vor“, sagte Fuhrmann: „Der größte Fehler, den sie dabei vermeiden sollten: gar nichts zu versuchen.“

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