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ProSiebenSat.1: Verkauf an Springer bleibt ungewiss

Die Spannung um den Konzern ProSiebenSat.1 steigt: Wegen Kartell-Problemen droht der geplante Verkauf an die Springer-Gruppe zu platzen. Außerdem scheint Haim Saban den Sender ProSieben nicht gesondert verkaufen zu wollen.

München/Berlin - Die Investorengruppe um den bisherigen Eigentümer Haim Saban bliebe dann im Boot, hieß es am Wochenende. "Dann würde alles wieder auf Null gesetzt", hieß es. Springer-Chef Mathias Döpfner will sich Medienberichten zufolge an diesem Montag in Berlin mit Saban treffen, um den Deal ohne finanziellen Schaden zu retten.

Im Gegensatz zu Döpfner ist der US-israelische Medieninvestor Saban offenbar nicht bereit, das Herzstück ProSieben aus dem Konzern herauszulösen, um den Wettbewerbshütern entgegenzukommen. Der Springer-Konzern wollte sich am Samstag nicht dazu äußern. Auch ProSiebenSat.1 lehnte einen Kommentar ab. "Spekulationen kommentieren wir nicht." Das Kartellamt hatte den Verkauf des Senders ProSieben vor der Übernahme des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 durch Springer zur Bedingung gemacht. Springer hatte sich zu diesem Schritt bereit erklärt und damit in der Medienbranche für Aufregung gesorgt: Zahlreiche Investoren meldeten ihr Interesse an dem Kanal an, der zu den größten und profitabelstens in Deutschland gehört.

Auch der Pay-TV-Sender Premiere hält ein Engagement bei ProSieben für denkbar, um damit die angestrebte Kombination aus Bezahl- und Gratis-TV zu realisieren. "Bei vernünftigen Konditionen könnte ich mir das durchaus vorstellen", sagte Premiere-Vorstandschef Georg Kofler. Nach dem Kurssturz der Aktie im Dezember könnte Premiere den Kauf aber kaum alleine stemmen.

Zudem ist unklar, ob Saban überhaupt zur Herauslösung von ProSieben bereit ist oder seinen Konzern zu einem späteren Zeitpunkt lieber als Ganzes verkaufen würde. In Medienkreisen hatte es dazu geheißen, es sei nie verzweifelt nach einem Käufer gesucht worden. Daher werde er auch jetzt nicht um jeden Preis verkaufen.

Springer-Vorschlag: "Juristische Sekunde"

Springer hatte dem Kartellamt nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" vorgeschlagen, die Senderkette nur für eine juristische Sekunde zu übernehmen, um nicht das ganze Geschäft neu aufrollen zu müssen. Auch das hatte das Kartellamt abgelehnt. Döpfner wolle aber nichts unversucht lassen, dem Konzern den Weg in Fernsehgeschäft doch noch zu ebnen. Sollte ihm das nicht gelingen, ginge der Springer-Konzern aus dem Machtkampf aber ohne finanziellen Schaden hervor. Das Kartellrisiko habe Döpfner durch eine Vertragsklausel mit Saban vermieden und ein Rücktrittsrecht ausgehandelt. Auch eine so genannte Break-up-fee falle in dem Fall nicht an. Nur wenn sich das Geschäft länger hinzöge, müsse Springer eine Verzinsung auf den noch nicht gezahlten Kaufpreis zahlen.

Sollte der Deal mit Springer scheitern, käme wegen der kartellrechtlichen Probleme vermutlich nur ein ausländischer Investor in Betracht. Zu den Interessenten für ProSieben gehörte zuletzt unter anderem der französische Konzern TF1, der schon nach dem Zusammenbruch der Kirch-Gruppe im Spiel war. Auch die türkische Mediengruppe Dogan Media Group ("Hürriyet") ist einem Bericht des "Spiegel" zufolge nicht abgeneigt. Daneben habe es auch mit der Beteiligungsgesellschaft Permira Gespräche gegeben, die Miteignerin des europäischen Medienkonzerns SBS ist.

Analysten hatten einen möglichen ProSieben-Verkaufserlös in den vergangenen Tagen auf 800 Millionen bis eine Milliarde Euro geschätzt. Dem Vernehmen nach gehen die Beteiligten aber von einem deutlich höheren Preis aus. Nach gängigen Berechnungen komme man wegen der Ertragsstärke von ProSieben auf eine Bewertung des Senders von bis zu 2,4 Milliarden Euro.

Springer war bei seinen TV-Übernahmeplänen sowohl auf Widerstand des Kartellamts als auch der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) gestoßen. Die KEK hatte die Übernahme als "nicht genehmigungsfähig" beurteilt. Durch die Fusion entstehe eine vorherrschende Meinungsmacht in Deutschland. Die Entscheidung der KEK kann aber von den Landesmedienanstalten noch überstimmt werden. Die Direktoren der Landesmedienanstalten (DLM) hatten am Freitag in Berlin erklärt, es bestünden Zweifel an den Berechnungsmethoden der KEK. (tso/dpa)

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