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Medien: Psychologen mit Profilneurose

Herr Haas, worüber haben Sie sich in der vergangenen Woche in den Medien besonders geärgert? Die Berichterstattung der „Bild“-Zeitung über Heidi Klums Model-Show auf Pro 7.

Herr Haas, worüber haben Sie sich in der vergangenen Woche in den Medien besonders geärgert?

Die Berichterstattung der „Bild“-Zeitung über Heidi Klums Model-Show auf Pro 7. In klassischer Manier werden die armen Mädchen vorgeführt, die angeblich ausgehungert und geknechtet wurden. Dazu kommt die übliche Garde der Verdächtigen: profilneurotische Ärzte und Psychologen, die sich ohnehin schon lange mal wieder über Bulimie und Magersucht ereifern wollten. Das ist heuchlerisch, infam und wird auf dem Rücken der tatsächlich Betroffenen ausgetragen. Ob es etwas damit zu tut hat, dass Heidi Klum womöglich nicht exklusiv mit „Bild“ sprechen wollte?

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Über den Fernsehfilm „Die Entscheidung“ im ZDF. Ein überzeugender Cast mit Jan Josef Liefers, Friedrich von Thun und Julia Stemberger; ein fesselndes Buch und eine sehr gute Regie von Nikolaus Leytner; eine dramatisch wirklichkeitsnahe Darstellung des Themas Organhandel. Packend, intensiv, diskussionsfördernd – nicht nur für Eltern. Allenfalls die Schluss-Szene mit den entrechteten Kindern in Moldavien hätte man sich sparen können.

Reinhard Haas ist Chefredakteur der Zeitschrift „GQ“.

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