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Pumuckl macht wieder TV-Streiche: Comeback des Kobolds

Fernsehen von gestern, Faszination für heute: "Meister Eder und sein Pumuckl" sind wieder da.

Von den Kleinen verehrt, von den Großen gefürchtet: Wenn Hans Clarin als Kobold Pumuckl seine kreischige Stimme erhob, pflegten Eltern einst in Scharen zu flüchten. Vor fast vierzig Jahren hat der von Ellis Kaut erdachte Zeichentrick-Klabautermann erstmals das Nervenkostüm von Schreinermeister Eder (Gustl Bayrhammer) strapaziert; damals startete „Meister Eder und sein Pumuckl“. Auf die 52-teilige Serie folgte ab 1995 eine Sonntagmorgenshow mit Wiederholungen sowie 1999 eine neue 13-teilige Serie („Pumuckls Abenteuer“) mit Towje Kleiner als Nachfolger des verstorbenen Gustl Bayrhammer.

Der rothaarige Pumuckl ist in der Geschichte des deutschen Kinderfernsehens eine große Nummer, zumal die Kombination von Animation und Realfilm damals ziemlich innovativ war. Ähnlich beliebt und über Jahrzehnte „unkaputtbar“ waren nur die Zeichentrickkolleginnen Heidi und Biene Maja sowie der clevere Wikinger Wickie; alle drei wurden später durch digitale und um ihre Ecken und Kanten beraubte Wiedergänger ersetzt.

Umso tollkühner erscheint daher die Idee des Bayerischen Rundfunks, die alten Folgen aus dem Archiv zu holen und restaurieren zu lassen. Womöglich steckt dahinter ein Kalkül: Wer einst mit dem Kobold aufgewachsen ist, hat heute längst selber Kinder und wird sich die Serie zusammen mit dem eigenen Nachwuchs anschauen. Dabei könnte sich allerdings ein Echo ergeben, das gern eintritt, wenn Eltern ihre Söhne und Töchter für die Höhepunkte der eigenen Kindheit begeistern wollen: langweilig!

So spannend wie die "Lindenstraße" für Erwachsene

Tatsächlich wirkt die Serie wie Fernsehen von gestern, und das nicht nur wegen der schwarzen Balken rechts und links, weil früher natürlich im Format 4:3 produziert worden ist. In vielen Szenen spielt der Kobold zudem gar nicht mit. Wenn sich stattdessen die Erwachsenen langatmige Dialoge liefern, dürfte „Meister Eder und sein Pumuckl“ für Kinder von heute ähnlich spannend sein wie die „Lindenstraße“ für Erwachsene.

Interessant wird es aus Sicht der Kleinen immer dann, wenn Pumuckl über die Stränge schlägt. Dann kommt auch zum Tragen, was Maya Götz und ihr Team vom Internationalen Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (eine Tochter des BR) über die Serie herausgefunden haben. Die Faszination der Figur liegt wenig überraschend in seinem anarchischen Charakter, denn laut Götz freuen sich Kinder am meisten, „wenn Pumuckl Streiche spielt, frech ist und einfach nicht das tut, was ein braves Kind tun sollte“. Dass der Kobold mit Grenzen spiele, spiegele vor allem die Erfahrungswelt der Jungen wider, „die in Kita und Schule immer wieder ermahnt werden, weil sie die gesetzten Grenzen überschreiten.“ Pumuckl verkörpere daher „,das freie Kind’, das egozentrisch sich und seine Weltsicht in den Mittelpunkt stellt und sich erst Schritt für Schritt die Regeln des sozialen Zusammenlebens aneignen muss.“

Diesen Rahmen setzt Meister Eder, der seinem Hausgeist regelmäßig die Leviten liest. Den Schreiner sieht Medienwissenschaftlerin Götz als „verlässlichen Ziehvater, der den Pumuckl aus tiefem Herzen mag, zu ihm steht und ihn im Zweifelsfall immer retten wird“. Dank dieser Vertrauensfigur gelinge es der Serie, Orientierung und Sicherheit zu vermitteln; so helfe sie den Kindern, „ihren eigenen Kompass zu finden“. Dass der Alte auch mal ausraste, sei ebenfalls wichtig: Eltern seien eben nicht immer „ideale Eltern“, die souverän, verständnisvoll und kompetent agierten. „Das heißt aber nicht, dass sie die Kinder nicht lieb haben oder sich von ihnen trennen möchten. Eine wichtige Botschaft, die Kinder emotional entlastet“, sagte Maya Götz.

Zeitloses Familienprogramm

Deshalb gibt es für Sylvie Stephan, Leiterin des BR-Programmbereichs Kultur, keinen Zweifel, dass die Serie als „zeitloses Familienprogramm“ und „dank einer warmen, vertrauten und menschlichen Kulisse“ auch heute noch Alt und Jung gleichermaßen begeistern könne: Kinder identifizierten sich mit dem frechen Kobold, Erwachsene freuten sich „über die anarchische Darstellung und den Wortwitz. Außerdem können sie mit Meister Eder mitfühlen, dem der Pumuckl ans Herz wächst, obwohl er seine liebe Not mit dem kleinen Quälgeist hat.“ Das alles finde in einer warmen, vertrauten und menschlichen Kulisse statt, mit beliebten bayerischen Volksschauspielern und der wunderbaren Stimme von Hans Clarin.

An diesem Sonntag, am 1. März können sich Große und Kleine überzeugen, ob das alles immer noch stimmt: Der BR zeigt in seinem dritten Programm fünf Folgen am Stück.

„Meister Eder und sein Pumuckl“, BR Fernsehen, Sonntag, 9 Uhr 30

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