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Medien: „Raab hat seine Revanche verdient“

Regina Halmich ist seit zwölf Jahren Boxweltmeisterin. Heute moderiert sie mit Stefan Raab live die „Fight Night“ auf Pro 7. Ein Gespräch über das Kribbeln, den Nachwuchs und die nächste Karriere

Frau Halmich, Sie kennen beides: den Profiboxsport und das Fernsehen. Wo muss man schlagfertiger sein?

Beides hat seine Tücken, wenn man nicht vorbereitet ist. Der Ring ist mein wahres Zuhause, aber ich habe schon gesagt, dass ich nach dem Boxen gerne als Moderatorin arbeiten würde. Es ist schön, dass ich mich jetzt bei Pro 7 austesten kann.

Wie haben Sie sich vorbereitet?

Ich habe mich mit unseren drei jungen Boxern beschäftigt, mit ihrem Background. Ich sehe das so: Ich bin fürs fachliche Wissen zuständig, Stefan Raab deckt den Unterhaltungsteil ab. Ich glaube, wir werden uns gut ergänzen.

Sie haben Stefan Raab 2001 bei einem Showkampf die Nase gebrochen. Wie wichtig war das für Ihre Karriere?

Ich möchte das auf jeden Fall nicht missen. Durch den Kampf sind viele Leute auf mich aufmerksam geworden, die sich sonst nicht fürs Boxen interessieren.

Seine Forderung nach einer Revanche haben Sie vorerst ausgeschlagen, mit der Begründung, Sie wollten erst Ihre Profi-Karriere beenden. Das soll noch vor Ihrem 31. Geburtstag im November so weit sein. Hand aufs Herz: Wann sehen wir „Halmich vs Raab – die Revanche“?

Wenn er wirklich will, mache ich das. Stefan Raab hat seine Revanche verdient.

Wann?

Ich glaube, das passiert dieses Jahr.

Raab ist zehn Jahre älter als Sie. Hat der überhaupt eine Chance?

Die Frage kann man auch umgekehrt stellen: Eine Frau, fünfzig Kilo, und ein Mann, neunzig Kilo, da kann jeder Schlag entscheidend sein. Wer Stefan Raab kennt, weiß: Der ist sehr, sehr ehrgeizig.

Boxen zählt zu den beliebtesten Fernseh-Sportarten. Was ist daran spannender als an Karate, Judo oder Ringen?

Boxen geht aufs Ganze. Beim Karate, Ringen und Judo geht es nach einem Punktesystem. Beim Boxen auch, aber wir bevorzugen den K.o.

Die Show gehört zum Box-Sport. Würden Sie das auch so sehen?

Die Leute mögen die Show. Ich bin damit einverstanden, ich mag das auch. Die Voraussetzung muss aber sein, dass auch sportlich etwas geboten wird. Nach einer großen Show muss ein Megafight von zwei Super-Boxern kommen.

Nach dem grandios gescheiterten Comeback von Axel Schulz im November sagen viele, dass RTL dem Sport mit solchen Showkämpfen mehr schadet als nutzt.

Ich sehe den Kampf von Axel Schulz nicht unbedingt als Showkampf. Der hat schmerzlich erfahren, dass das keine Show war. Ich glaube, die haben sich einfach verrechnet. Ich denke schon, dass der Wille da war, einen guten Kampf zu zeigen. Aber Comebacks… Ich finde, wir sollten mehr auf junge Boxer setzen.

Sie erwarten also auch von Henry Maskes Comeback-Kampf Ende März nicht viel?

Ich frage mich: Warum macht er das? Nach so langer Zeit? Ich kann das nicht nachvollziehen. Wenn er das machen muss, bitte. Ich respektiere seine Meinung. Aber solche Kämpfe sind mit Sicherheit nicht die Zukunft des Boxsports.

Jetzt läuft auch noch Rocky VI im Kino. Sind das die männlichen Wechseljahre?

Eines kann ich schon verstehen: Wer einmal Boxer war, verspürt auch Jahre später noch dieses Kribbeln, in den Ring zu steigen. Bei einem richtigen Boxer wird das immer da sein. Sicher auch bei mir, in ein paar Jahren. Aber ich hoffe, dass ich die Sache dann realistisch sehe.

Pro7 stellt sich mit den Kämpfen von Susianna Kentikian, Sebastian Zbik und Sebastian Köber als neuer Nachwuchsförderer dar. Aber ist das nicht eher eine Notlösung, weil das ZDF und RTL die großen Kämpfe alle unter sich aufgeteilt haben ?

Dass wir neue Boxer fördern müssen, ist doch klar. Bei RTL und ZDF laufen meist nur Titelkämpfe, alles andere wird nicht gezeigt. Ich denke, dass es wichtig ist, auch die Talente zu zeigen – die, die noch nicht Weltmeister sind, aber das Zeug haben, ihre Klasse demnächst zu dominieren. Es ist wichtig, dass man sie auf ihrem Weg dorthin begleitet, auch außerhalb des Rings. Bei Pro 7 wird das jetzt probiert. Das muss erst mal anlaufen, klar. Aber wenn es von den Jungen einer schafft, die Herzen der Zuschauer zu erreichen, dann bleiben die auch am Ball.

Ihre letzte WM-Titelverteidigung im Januar gegen Reka Krempf haben im ZDF fast sieben Millionen Menschen verfolgt. Warum wird Frauenboxen trotzdem von vielen noch als Nischensportart belächelt?

Das ist definitiv nicht so. Man kann doch bei sieben Millionen Zuschauern – das ist seit drei Jahren so bei meinen Kämpfen – nicht von einem Nischensport sprechen.

Aber sind Sie nicht die einzige Frau, die das schafft, Frau Halmich?

Das liegt ein Stück weit sicher an meiner Persönlichkeit. Die Leute können sich mit mir identifizieren. Die erfahren von mir auch, was ich außerhalb des Boxrings mache. Aber trotzdem: Meine Kämpfe sind einfach spannend. Ich habe meistens gute Gegnerinnen. Gut, manchmal ist eine dabei, die wird eindeutig besiegt. Aber die meisten sind sehr gut.

Sie haben sich für den „Playboy“ ausgezogen. Das Gästebuch Ihrer Homepage ist voll von Komplimenten männlicher Fans. Wie wichtig ist Ihr Aussehen?

Ich glaube, dass ich es mit Sicherheit schwerer gehabt hätte, wenn ich ein eher maskuliner Typ wäre. Aber letztlich hat das Boxen gezählt. Im Übrigen glaube ich nicht, dass ich im Ring besonders attraktiv aussehe: ungeschminkt, die Haare streng zurück, den Mundschutz drin, und nach zehn Runden hat man überall rote und blaue Flecken. Ich glaube nicht, dass die Leute mich da attraktiv finden.

Was wird aus dem deutschen Frauenboxen, wenn Sie nicht mehr dabei sind?

Das wird weitergehen, zum Beispiel mit Susi Kentikian. Niemand ist unersetzbar. Eine Karrieretür schließt sich, die andere öffnet sich vielleicht.

Das Gespräch führte Marc Felix Serrao

„Fight Night“; Pro 7, 20 Uhr 15

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