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Radioropa: „Wir gründen sicherlich keine Radiosender mehr“

Technisat-Chef Peter Lepper spricht über das Aus von Radioropa. Kurz vor dem 18. Geburtstag der großen Idee wurde der Sendebetrieb eingestellt.

Herr Lepper, am 3. Oktober wäre ihr Radiosender Radioropa volljährig geworden, nun wurde der Sendebetrieb überraschend eingestellt. Warum?

Wir haben uns zwar vor einigen Monaten gefreut, als wir in Berlin die Lizenz für die UKW-Frequenz 90,7 MHz erhielten. Die jetzige Einstellung (des Sendebetriebs, Anm. der Red.) ist wohlüberlegt und hängt insbesondere damit zusammen, dass sich Technisat auf seine Kernkompetenzen, nämlich Entwicklung, Produktion und Verkauf von digitalen Unterhaltungsgeräten konzentrieren will. Des weiteren ist zu sagen, dass wir trotz Optimismus seit geraumer Zeit nicht erkennen, dass durch den Werbemarkt eine genügende Refinanzierung zu realisieren wäre.

Für die Mitarbeiter in Berlin kam die Entscheidung überraschend. Welche Rolle spielt die aktuelle wirtschaftliche Krise für ihre Entscheidung?

Tatsächlich wurde Radioropa in diesem Jahr weiterentwickelt. Ein wortorientiertes Programm ist bekanntlich sehr teuer. Noch einmal: Wir sehen keine mittelfristige Refinanzierung. Es ist uns auch nicht gelungen, in den letzten Monaten Kooperationspartner für das Vermarkten von Werbezeiten zu finden. Die UKW-Frequenz selbst deckt nicht das gesamte Berliner Stadtgebiet ab, sondern nur einen Teil. Das macht die Vermarktung ebenfalls schwieriger. Um das Programm Radioropa bekannter zu machen, wäre, wie sich schlussendlich herausstellte, ein recht großer Werbeaufwand notwendig.

Als Technisat Radioropa 1990 aus der Taufe gehoben hat, verstand nicht jeder, warum ein Hersteller von Empfangstechnik plötzlich ins Sendefach wechseln wollte. Was hat Sie damals daran gereizt?

Was uns damals gereizt hat, war, eben ein völlig anderes privates Radioprogramm zu machen.

War der Spagat zwischen diesen beiden Branchen am Ende doch zu groß?

Der Spagat zwischen beiden Branchen war naturgemäß groß. Aber auch innerhalb anderer Segmente gibt es große Unterschiede.

Zu den Besonderheiten von Radioropa gehörte der hohe Wortanteil. Lässt sich so etwas nur noch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk darstellen?

Das können wir so nicht unbedingt sagen. Aber Fakt ist, dass die öffentlich- rechtlichen Sender über entsprechende Programme vielfältig verfügen. Über Astra-Satellit sind bundes- und europaweit über 60 ARD-Hörfunkprogramme zu empfangen, inklusive DeutschlandRadio Kultur und DeutschlandRadio Berlin, MDR Info, B5 Aktuell etc. etc.

Wenn Sie sich nochmals im Radiomarkt engagieren würden, was für einen Sender würden Sie heute ins Leben rufen?

Wir werden sicherlich in Zukunft keine neuen Radiosender beziehungsweise -formate ins Leben rufen.

Das Gespräch führte Kurt Sagatz.

Peter Lepper ist Geschäftsführer des Unternehmens Technisat. 18 Jahre lang betrieb Lepper zudem den Radiosender Radioropa. Seit Dienstag schweigen die Mikrofone.

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