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Re-Live in der „Sportschau“: Fußball aus der Konserve

Die erträgliche Leichtigkeit des Fußballguckens: Warum sich Fans weiter den TV-Drogenersatz mit Re-Live-Übertragungen geben.

Samstagnachmittag, schönstes Osterwetter. Man hätte eine längere Fahrradtour machen können, aber nein, die „Sportschau“ wartet, wenn auch weiter nicht mit aktuellem Bundesliga-Fußball, sondern mit der Re-Live-Übertragung des WM-Finales von 2014 Deutschland gegen Argentinien.

Weiter wird ein alter Satz von Sepp Herberger auf den Kopf gestellt: Die Leute schauen Fußball im Fernsehen, weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Nein, die Leute schauen derzeit Fußball im Fernsehen, weil sie wissen, wie es ausgeht. Weil sie dabei eine ganz neue, durchaus entspannte Art des Fußballgenusses entdecken. Das Ganze natürlich notgedrungen, als Drogenersatz in der Corona-Zwangspause, versteht sich.

1,67 Millionen Menschen haben sich das fast sechs Jahre alte WM-Endspiel angeschaut. Man wolle sehen, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky, ob die Fans Lust auf Klassiker haben.

Haben sie offenbar. 1,83 Millionen beim EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien von 2016, 1,23 Millionen beim DFB-Pokal-Finale 2014 (BVB gegen Bayern), 1,67 Millionen beim WM-Finale 2014 mit dem sagenhaft kämpfenden Bastian Schweinsteiger.

Re-Live auch im Internet bei „sportschau.de“, mit WM-Partien von 1974 und bis zu 400 000 Zuschauer – das funktioniere gut, so Balkausky. Weniger gut die Marktanteile, sie liegen im einstelligen Bereich, klar unter Sender-Durchschnitt. Werbung ist auf diesen Strecken weiterhin kaum zu sehen. Keiner weiß, wie lange das noch geht.

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Mit Talks hält sich das „Aktuelle Sportstudio“ des ZDF über Wasser, in der Vorwoche (am Samstag lief eine Papst-Doku) kam es auf 1,60 Millionen Zuschauer, knapp drei Viertel des üblichen Zuspruchs. „Die Zahlen sind angesichts der fehlenden Bundesliga-Berichte okay“, sagt Sportchef Thomas Fuhrmann: „Man merkt, wie sehr der Sport fehlt.“

Nichts gegen eine Wiederholung im Low-Life-Modus. Es ist, bei all dem entspanntem Fußballgucken derzeit, am Ende ja aber wohl doch immer wieder reizvoller: das Fan-Leid vor dem Bildschirm, mit Hand vor den Augen in Verlängerung und Elfmeterschießen. Ach, Sepp Herberger. mit dpa

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