zum Hauptinhalt
Das Print-Team für die internationale Ausgabe der "New York Times" bleibt zunächst in der Hongkonger Redaktion.

© Ole Spata/dpa

Reaktion auf Chinas Sicherheitsgesetz: „New York Times“ verlegt Teil ihres Hongkong-Büros nach Seoul

Mit Chinas umstrittenen Sicherheitsgesetz droht eine Einschränkung der Pressefreiheit in Hongkong. Die „New York Times“ zieht Konsequenzen.

Jahrzehntelang diente die britische Kronkolonie Hongkong als asiatisches Hauptquartier für englischsprachige Medien. Sie wurden von der Offenheit der Stadt für ausländische Unternehmen, der Nähe zum chinesischen Festland und der uneingeschränkten Pressefreiheit angezogen. Doch mit dem umstrittenen neuen Sicherheitsgesetz, das Peking Ende Juni für die Sonderverwaltungszone erlassen hatte, könnte die unabhängige Berichterstattung erschwert werden.

[Jetzt noch mehr wissen: Mit Tagesspiegel Plus können Sie viele weitere spannende Geschichten, Service- und Hintergrundberichte lesen. 30 Tage kostenlos ausprobieren: Hier erfahren Sie mehr und hier kommen Sie direkt zu allen Artikeln.]

Die „New York Times“ reagierte prompt und kündigte an, einen Teil ihres Nachrichtenbetriebs von Hongkong in die südkoreanische Hauptstadt Seoul zu verlegen. „Chinas neues nationales Sicherheitsgesetz in Hongkong hat eine Menge Unsicherheiten geschaffen“, zitierte das Blatt aus einer Mitteilung an die Mitarbeiter vom Dienstag. Es sei daher ratsam, Ausweichpläne zu erarbeiten und anzufangen, die Redaktionsmitarbeiter in der Region zu verteilen, heißt es darin weiter.

Das Büro der Times in Hongkong diente zuletzt als Hauptquartier für Reporter und Redakteure, die über Asien berichten, und wurde in den letzten Jahren zu einem integralen Bestandteil des digitalen Betriebs der Zeitung, die 24 Stunden am Tag besetzt ist. Redakteure in Hongkong beaufsichtigen die Nachrichtenseiten der Times, während ihre Kolleginnen und Kollegen in New York und London schlafen.

Doch immer mehr Mitarbeiter sollen in der vergangenen Zeit Schwierigkeiten mit ihren Arbeitsgenehmigungen gehabt haben. So soll das in Hongkong für die Online-Produktion zuständige Digital-Team, das rund ein Drittel der dortigen Belegschaft ausmacht, im Laufe des nächsten Jahres in die mehr als 2000 Kilometer entfernte südkoreanische Hauptstadt verlegt werden.

Arbeitserlaubnisse werden nicht verlängert

Die Hongkong-Korrespondenten, das Print-Team für die internationale Ausgabe der Zeitung sowie die Mitarbeiter für Werbung und Marketing sollen dagegen in der asiatischen Metropole bleiben. „Wir beabsichtigen die Berichterstattung über den Wandel der Stadt aufrechtzuerhalten, sie sogar zu erweitern und als Fenster zu China zu nutzen“, hieß es in der Mitteilung weiter.

In der vergangenen Woche weigerten sich die Behörden in Hongkong, die Arbeitserlaubnis für Chris Buckley, einem altgedienten China-Korrespondenten der New York Times, zu verlängern. Die Einwanderungsbehörde der Stadt lehnte jede Erklärung ab. Buckleys investigative Berichterstattung über China hatte ihn zur Zielscheibe der Kritik staatlicher Nachrichtenagenturen auf dem chinesischen Festland gemacht.

Seit 2012 schreibt Buckley für die Zeitung und berichtete über Chinas Elite, das expansive Vorgehen gegen Muslime in der Region Xinjiang und in jüngster Zeit über den umstrittenen Umgang der Regierung mit der Coronavirus-Pandemie. Buckley hatte Peking im Mai verlassen müssen, nachdem die chinesische Regierung es ablehnte, sein Journalistenvisum für das Festland China zu verlängern.

Zur Startseite