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Medien: Rechtsextremismus: Der Anti-Glatzen-Klick

Was als spontane Aktion begann, ist heute ein langfristiges Projekt: Die Medien-Initiative "NetzGegenRechts". Das Informationsportal gegen Rechtsextremismus (netzgegenrechts.

Was als spontane Aktion begann, ist heute ein langfristiges Projekt: Die Medien-Initiative "NetzGegenRechts". Das Informationsportal gegen Rechtsextremismus (netzgegenrechts.de) wurde erweitert, seine Bedienung erleichtert, neue Partner sind dazu gekommen. Manfred Bissinger, Chefredakteur der "Woche", die das Netzwerk mit begründet hat, sagte bei einer Pressekonferenz in München, dass das Portal "jetzt von 21 namhaften deutschsprachigen Zeitungen, Agenturen und Sendern getragen wird". Ausgestiegen sei bislang nur die Tageszeitung "Die Welt", die sich nach Bissingers Angaben an der Formulierung "Gegen Rechts" gestoßen hätte.

Das aktuelle Spektrum der Teilnehmer reicht von der ARD, der "Berliner Zeitung", der "Bild"-Zeitung und der Deutschen Presse-Agentur über "Spiegel" und "Süddeutsche Zeitung" bis hin zum ZDF. Auch der Tagesspiegel engagiert sich, da nach Meinung von Redaktion und Verlag "die Aktion NetzGegenRechts einen erkennbaren Nutzen hat." Sie sei - wie die heutige Demonstration in Berlin - Ausdruck der zivilen Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich der Tagesspiegel am "NetzGegenRechts".

Joachim Wehnelt, Redakteur der Hamburger "Woche" und Sprecher der Initiative, betonte, wie spontan und zahlreich die Medienpartner reagiert hätten, als sie auf eine Teilnahme angesprochen worden seien. "Die Aktion steht für weitere Partner offen. Unser Ziel ist es, Forum und Spektrum noch zu erweitern." Das übergeordnete Interesse machten den Wert der Initiative aus, wurde in München betont. Was die Partner verbindet, ist der Ansatz, mit journalistischer Information gegen rechtsradikale und fremdenfeindliche Agitation anzugehen. "Hier wird keine Kampagne gefahren, sondern Aufklärung betrieben", sagte Karl Günther Barth, stellvertretender Chefredakteur der "Bild"-Zeitung: "Alle bringen ihre Leser und ihre Seher mit ein. Und der Online-Charakter erleichtert es bestimmt, die Jüngeren zu erreichen." ARD-Sprecher Claus Schneggenburger begründete die Teilnahme des Ersten damit, dass "Toleranz und Offenheit gegenüber Fremden nur in einer informierten Gesellschaft gedeihen".

Die neu gestaltete www.netzgegenrechts.de Seite werde täglich mit den Artikeln der Partner aktualisiert. Die Deutsche PresseAgentur stellt einen Nachrichten-Ticker mit den neuesten Meldungen zum Rechtsextremismus zur Verfügung. Seit gestern gibt die Zeitschrift "TV Spielfilm" täglich Fernsehtipps zum Thema. Seit dem 16. August, als die Seite ins Netz gestellt wurde, konnte sie über eine halbe Million Aufrufe verzeichnen. Besonders oft wird das Kapitel "Wie soll man sich bei einem rechten Angriff verhalten?" aufgerufen. Das spürbar gestiegene Interesse belegt laut Wehnelt auch die "Verlinkung": "Mehrere hundert Firmen und Privatleute haben das Logo auf ihre Homepages gestellt." Immer wieder würden Dot.Com-Firmen und Werbeagenturen ihre Hilfe anbieten. Täglich gehen bis zu 200 E-Mails bei der Netzredaktion ein, die dank der gewachsenen Unterstützung durch die neuen Partner einen technischen Mitarbeiter und eine Internet-Redakteurin beschäftigen kann. Ein Teil der Zuschriften würde unter der Rubrik "Forum" veröffentlicht, so Wehnelt. Im Gegensatz zu kritischen Anmerkungen hätten Beschimpfungen und Drohungen keine Chance auf Publizität.

Der Erfolg der Aktion "NetzGegenRechts" wird die Partner veranlassen, die Kultur- und Bildungsminister aufzufordern, dass das Medien-Portal in den Schulunterricht aufgenommen wird. "Eine entsprechende Initiative wird vorbereitet", kündigte Manfred Bissinger an. "Wir dürfen nicht nachlassen, dazu ist der Rechtsextremismus in der Bundesrepublik zu gefährlich. "Das Thema dürfe nicht der Medienkonjunktur unterliegen und nur dann Schlagzeilen machen, "wenn die Nazis wieder zugeschlagen haben".

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