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Medien: Rechtsextremismus: Lieber keine Berichterstattung

Journalismus ist ein schöner Beruf, doch Spaß bereitet er nicht immer: "Richtig eklig" findet es Hagen Boßdorf, Chefredakteur des Ostdeutschen Rundfunks Brandenbug (ORB), dass seine Mitarbeiter so häufig über rechtsextreme Gewalt in Brandenburg berichten müssen. Aber es gebe auch Erfolgserlebnisse, erklärte er beim Medienforum NRW, zum Beispiel, dass überraschend viele Zuschauer das deutsch-polnische Magazin "Kowalski trifft Schmidt" am Sonntag sehen wollten.

Journalismus ist ein schöner Beruf, doch Spaß bereitet er nicht immer: "Richtig eklig" findet es Hagen Boßdorf, Chefredakteur des Ostdeutschen Rundfunks Brandenbug (ORB), dass seine Mitarbeiter so häufig über rechtsextreme Gewalt in Brandenburg berichten müssen. Aber es gebe auch Erfolgserlebnisse, erklärte er beim Medienforum NRW, zum Beispiel, dass überraschend viele Zuschauer das deutsch-polnische Magazin "Kowalski trifft Schmidt" am Sonntag sehen wollten. Nun will der ORB für die ARD eine Dokumentarreihe über Deutsche und Polen produzieren. An gutem Willen fehlt es in den meisten Medien nicht, wenn es gilt, Flagge gegen Neonazis zu zeigen.

Doch die Political Correctness ist bei dem Anspruch, Integration und Toleranz in Europa zu fördern, eher im Wege - darin war sich eine vom Nachrichtensender Euronews eingeladene Medienrunde in Köln einig. "Konflikte kann man nur lösen, wenn man darüber reden darf", erklärte Islam-Experte und ZDF-Mitarbeiter Bassam Tibi. Und die ehemalige Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz ärgerte sich noch gestern "die Pest an den Hals", dass bei "Christiansen" Jörg Haider ausgeladen wurde, weil ein anderer Talkgast, Bundesinnenminister Otto Schily, ein Aufeinandertreffen lieber vermeiden wollte. "Wir trauen uns in Deutschland nicht so richtig, Probleme im Zusammenleben zwischen Deutschen und Nicht-Deutschen anzusprechen", sagte auch Tagesspiegel-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. Dadurch drohe das Entstehen einer Gegen-Öffentlichkeit, "die wir gar nicht mehr erreichen". Gabriele Krone-Schmalz plädierte dafür, heikle Themen jederzeit aufzugreifen - auch in Wahlkampfzeiten.

Ein anderer Fall ist der Umgang mit dem Thema europäischer Einigungsprozess. Hier wird die oft beklagte Neigung der Medien, sich seit dem Fall der Mauer in Deutschland mehr der Innenpolitik zuzuwenden, durch das dürftige Interesse beim Publikum am Thema Europa noch verstärkt. "Dabei brauchen wir so dringend wie nie zuvor eine Auslandsberichterstattung, in der Alltag vorkommt", forderte Krone-Schmalz, der auch nur ein Durchhalte-Appell einfiel: "Die Sender müssen einen langen Atem beweisen." Hagen Boßdorf hofft dagegen auf die Einführung des Euro. Dieses Ereignis biete die Chance zu einer breiteren Themenwahl. Kleiner Trost: Der Konzentrationsprozess der Medien habe nicht, wie in Italien und Großbritannien, zu einer Verflachung geführt, sondern zu einer "Blüte der Qualitätsmedien", meinte di Lorenzo. Die Deutschen seien im Grunde "ein sehr gut informiertes Volk".

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