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Medien: Roland Koch darf die Pressevielfalt retten! Eine Landesbürgschaft für die „FR“:

Helmut Lölhöffel sagt ja und widerspricht Roger de Weck

In unserer Meinungslandschaft ist die „Frankfurter Rundschau“ zu wichtig, um sie verschwinden zu lassen. Soll die hessische Landesregierung nun für diese Zeitung bürgen? Roger de Wecks Antwort heißt: Nein. Ich widerspreche: Doch.

In den 60er und 70er Jahren war die „FR“ das Leib und Magenblatt der Linken in SPD und Gewerkschaften, der Bewegungen und eines Teils der Intellektuellen. Sie forderte und begleitete gesellschaftliche Reformen, blieb aber, als die sozial-liberale und später die rot-grüne Koalition regierte, aus Prinzip oppositionell. Niemand regte sich über kritische „FR“-Kommentare so auf wie Sozialdemokraten. Dies ist das eine Dilemma der „FR“: Ihre natürlichen Freunde wandten sich ab. Manche liefen zur „taz“ über, andere kauften das „Handelsblatt“. Das zweite Dilemma kam mit dem Umzug der Bundeshauptstadt. In Bonn hatten vier Zeitungen den Rang „überregional“ – von rechts nach links: „Welt“, „FAZ“, „Süddeutsche“, „FR“. In Berlin kamen zwei liberale Blätter mit bundesweitem Anspruch hinzu, der Tagesspiegel und die „Berliner Zeitung“. Die „FR“ verlor Boden.

Trotzdem hat sie ihren Standort. Wenn sie eingeht, reißt sie eine Medienlücke. Es ist nicht unanständig, einen Bankkredit mit einer Landesbürgschaft abzusichern, wenn es das letzte Mittel zur Rettung einer Zeitung ist. Nur eine direkte Subvention wäre unannehmbar.

Der hessische Ministerpräsident Roland Koch, der allen Grund hätte, der „FR“ das Aus zu wünschen, kann sich darauf verlassen, dass sie ihn nicht aus Dankbarkeit publizistisch umschmeichelt. Das wäre gegen den Stil der „FR“ und gegen das Selbstverständnis der Redaktion. Sie bleibt in Opposition, auch im Untergang.

Der Autor ist Mediensprecher von Vivendi Water, war 2001/02 Sprecher des Berliner Senats und von 1984 bis 2000 „FR“-Redakteur. Der Beitrag von Roger de Weck ist im Tagesspiegel vom 14. März erschienen.

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