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DVB-T2-Fernseher benötigen zum Empfang der verschlüsselten Privatsender ein spezielles Modul. Aufnahmen sind damit aktuell nicht möglich.

© Franziska Gabbert/dpa

Rückschritt in die 80er?: DVB-T2-Fernseher ohne Aufnahmefunktion

Ende Juni endet für die Nutzer der ersten Stunde die Probephase von DVB-T2. Doch die Antennentechnik hat weiterhin Tücken.

Vor rund zwei Monaten wurde das Antennenfernsehen auf den neuen Standard DVB-T2 umgestellt, doch noch immer ist die Technik Anlass für Unmut. „Das ist ein Rückschritt ins lineare Fernsehen der 80er Jahre“, lautet das wenig schmeichelhafte Fazit einer DVB-T2-Nutzerin. Sie ärgert sich besonders darüber, dass Sendungen von Privatsendern unter bestimmten Bedingungen nicht aufgezeichnet werden können. Solche Probleme können weder die Sender noch der DVB-T2-Betreiber Media Broadcast gebrauchen. Ende Juni endet die dreimonatige Probephase, in der auch die Privatsender kostenfrei empfangen werden können. Danach muss dafür eine Gebühr bezahlt werden. Das Freenet-TV-Jahresabo kostet 69 Euro.

Im konkreten Fall war es der Zuschauerin nicht möglich, mit einem Fernseher mit eingebautem DVB-T2-Empfänger und CI+Entschlüsselungsmodul Sendungen auf eine externe Festplatte aufzuzeichnen. Beim Kauf des TV-Geräts war diese Einschränkung nicht bekannt. Aber auch mit einer Settop-Box traten Probleme auf. Die Sender aus der RTL-Familie ließen sich gar nicht aufnehmen, die von ProSiebenSat1 nicht vorspulen.

Ja, aber ...

Wir haben Media Broadcast mit den Problemen der DVB-T2-Nutzerin konfrontiert. Herausgekommen bei der Frage, ob Sendungen von privaten DVB-T2-Sendungen nun aufgezeichnet werden können oder nicht, kam ein „Ja“, mit einem großen „Aber“, das aus einem langen Begleittext besteht.

Grundsätzlich seien Aufzeichnungen mit einem Freenet-TV-Receiver mit Aufnahmefunktion per USB-Stick oder externer Festplatte (also einer Settop-Box mit Freenet-Aufkleber) für alle Programme, sowohl private als auch öffentlich-rechtliche, uneingeschränkt möglich, sagte ein Sprecher von Media Broadcast. Allerdings muss die Aufnahmefunktion des Empfängers zuvor freigeschaltet werden. Danach folgen weitere Einschränkungen. „Auf Wunsch des Programmanbieters kann bei einzelnen Programmen die Vorspulfunktion unterdrückt sein.“ Das betreffe die Programme der Mediengruppe RTL Deutschland. Auf DVB-T2-Fernsehern mit CI+Modul ist die dauerhafte Aufzeichnung von privaten Programmen laut Media Broadcast aktuell nicht möglich, weil „die Werbeschutzanforderungen der Programmveranstalter“ nicht unterstützt werden, bestätigte der Sprecher die Erfahrung der verärgerten DVB-T2-Nutzerin.

Die Probe aufs Exempel

Doch treten die Probleme auch bei einer Settop-Box auf? Wir haben mit der Technisat Digi Pal Isio HD, die bei einem Vergleich der Stiftung Warentest als Sieger hervorging, die Probe aufs Exempel gemacht. Das Ergebnis: Auch hier ein „Ja, aber“. Wir konnten Programme von öffentlich-rechtlichen Sendern wie von Privatsendern aufzeichnen. Die Qualität der HD-Wiedergabe unterschied sich dem Augenschein nach nicht vom Original. Bei den öffentlich-rechtlichen Programmen gab es keine Einschränkung beim Vorspulen. Auch wurde eine zwischenzeitlich gestoppte Wiedergabe später an der gleichen Stelle fortgesetzt. Zu dem gleichen Ergebnis gelangten wir bei Sendern aus der ProSiebenSat1-Familie. Anders verhielt es sich bei RTL. Hier wurde die Vorspulfunktion tatsächlich mit einem entsprechenden Hinweis blockiert, sowohl während der Werbung als auch der Sendung.

„Bald muss man sich entscheiden, ob man für Freenet-TV bezahlen will, und es sind noch viele Fragen ungeklärt“, monierte die verärgerte DVB-T2-Nutzerin. Der Betreiber kommt den verunsicherten TV-Zuschauern darum auch entgegen: „Natürlich kommen auch alle Nutzer, die sich erst später für Freenet-TV entscheiden, in den Genuss eines dreimonatigen kostenfreien Testzeitraums – gültig jeweils ab der ersten Nutzung“, sagte die bei Media Broadcast für Freenet-TV verantwortliche Managerin Kerstin Köder dem Tagesspiegel. Kurt Sagatz

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