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Jürgen Domian, Moderator.

© WDR

Scherzanruf bei Domian: Nicht zu helfen

WDR-Nighttalk: 23-Jährige räumt ihren Scherzanruf bei Domian ein. Ganz verhindern lässt sich so etwas auch mit Psychologen und Vorgesprächen nicht.

Der alarmierende Anruf einer 23-Jährigen in der WDR-Nachttalk-Sendung „Domian“ war offenbar nur vorgetäuscht. Darauf deute alles hin, sagte ein Polizeisprecher. Die Frau aus Castrop-Rauxel habe ihren Eltern gegenüber zugegeben, dass es sich um einen Scherzanruf gehandelt habe. Die Hinweise auf einen Fake-Anruf hatten sich im Laufe der vergangenen Tage verdichtet (der Tagesspiegel berichtete), obwohl Domian noch am Mittwoch auf Facebook schrieb: „Wir machen uns also weiter Sorgen um die Anruferin und werden alles in unserer Macht stehende unternehmen, ihr zu helfen.“

Es gibt wohl nichts zu helfen. Nach dem Gespräch zwischen ihren Eltern und der Polizei habe die 23-Jährige den Scherzanruf den Ermittlern gegenüber erneut eingeräumt. Sie habe die Aktion in einem Telefonat als „sehr unbedacht“ bezeichnet, sagte der Polizeisprecher. Eine Vernehmung der Anruferin stehe noch aus. Die junge Frau hatte in der Nacht zum Dienstag in der Live-Sendung des Nachttalkers Jürgen Domian angerufen und geschildert, ihr Partner sei ihr gegenüber gewalttätig geworden. Dann erweckte sie den Eindruck, auch in diesem Moment schlage er auf sie ein und legte auf. „Jetzt mache ich mir Sorgen, große Sorgen“, sagte Domian.

Die Polizei geht davon aus, dass sich die Frau zum Zeitpunkt des Anrufs mit zwei Männern in einer anderen Wohnung aufhielt und mit ihnen auf die Idee für den Scherz kam. „Es gibt keine realen Vorkommnisse, die auf eine Straftat hindeuten könnten“, sagte der Sprecher. Die Ermittler hätten nicht einmal Hinweise darauf, dass die Frau einen Freund habe.

Für den WDR ist es nicht leicht, solche Fake-Anrufe bei Call-in–Sendungen zu unterbinden. Die Anrufer bei „Domian“ sprechen im Vorfeld mit mindestens zwei speziell geschulten Mitarbeitern, die im Gespräch die Glaubwürdigkeit der Anrufer überprüfen, sagt eine WDR-Sprecherin. „Darüber hinaus checken sie die Plausibilität der erzählten Geschichten. Kriterien sind zum Beispiel: Stimmen die Jahreszahlen, gab es den Unfall tatsächlich, von dem erzählt wird? Gibt es die Einrichtungen, Krankenhäuser etc. überhaupt an dem Ort? Widerspricht sich der Anrufer bei Nachfragen?“ Sollte die Redaktion den Eindruck gewinnen, dass der Anrufer psychisch erkrankt oder gefährdet oder in einer Notsituation ist, spreche ein Psychologe mit den Anrufern. Wenn die Redaktion dann den Eindruck habe, dass sich Anrufer durch die Teilnahme an der Sendung in schwierige Situationen bringen könnten, rät sie ihnen davon ab, ihre Geschichte öffentlich zu erzählen. Es komme tatsächlich vor, dass Anrufer zu ihrem eigenen Schutz nicht auf Sendung genommen werden.Markus Ehrenberg

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