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"Nördlich des Weisswurstäquators schwer verständlich", lautete unlängst die Kritik an der "Landkrimi"-Folge "Vier" des ZDF. Und damit war nicht allein der österreichische Dialekt gemeint.

© ZDF

Schluss mit dem Genuschel: ARD und ZDF bieten neue Tonspur „Klare Sprache“ an

Die öffentlich-rechtlichen Sender reagieren auf die Kritik an akustisch schwer verständlichen Sendungen. Die gibt es im „Tatort“ ebenso wie im „Landkrimi“.

Die Kritik an der akustischen Verständlichkeit von Fernsehfilmen richtet sich gefühlt besonders häufig gegen die „Tatort“-Reihe der ARD – was möglicherweise auch damit zusammenhängt, dass die Sonntagskrimis des Ersten besonders häufig mit Rezensionen bedacht werden, unter die verärgerte Zuschauer ihre Kommentare setzen können.

Gleichwohl sind Kommentare wie „Genuschel, das keiner mehr versteht“ keineswegs auf den Franken-„Tatort“ beschränkt, besonders häufig wurde diese Kritik auch an den Folgen mit Til Schweiger als Hamburger Hauptkommissar Nick Tschiller geübt.

Allerdings sind durchaus auch ZDF-Filme wie zuletzt die österreichische „Landkrimi“-Folge „Vier“ betroffen. Am Mittwoch nun reagierten sowohl die ARD als auch das ZDF auf das immer wieder geäußerte Missfallen über schwer verständliche Dialoge.

Zunächst erreichte uns die Pressemitteilung des ZDF. In ihr kündigt das ZDF eine akustisch verbesserte Tonspur namens „Klare Sprache“ an. Das neue Tonangebot steht nach Senderangaben seit dem 1. Juni zur Verfügung. Es soll die Sprache deutlicher hervorheben und damit die Sprachverständlichkeit verbessern. „Das Angebot steht ab sofort für das ZDF-Hauptprogramm zur Verfügung, die Programme ZDFneo, 3sat und ZDFinfo folgen nach und nach“, teilt das ZDF weiter mit. 

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Die neue Tonspur wird dem Sender zufolge als zusätzliches Angebot in die bisherigen Tonoptionen (Stereo, Dolby Digital, Audiodeskription, Originalton) integriert. Dieses ist über Satellit, Kabel, DVB-T2 HD sowie in den Programm-Livestreams in der ZDFmediathek-App verfügbar. Auch in den Programm-Livestreams über die ZDF-Webseite wird der neue Service in Kürze angeboten. Die Tonspur „Klare Sprache“ muss am Endgerät oder am Video-Player ausgewählt werden.  

Sehr ähnlich klingende Pressemitteilungen

Die ARD folgte mit einer sehr ähnlichen Pressemitteilung. „Das Angebot ,Klare Sprache' wird zunächst im Programm Das Erste sowie beim NDR, WDR und rbb eingeführt. Zu einem späteren Zeitpunkt kommen weitere Dritte Programme der ARD hinzu. Die Einführung von „Klare Sprache“ in den Gemeinschaftsprogrammen sowie in den kooperierten Programmen ist für Herbst 2022 in Planung", heißt es darin.

Die ARD strahlt die Tonspur für „Klare Sprache“ zunächst über Satellit HD und DVB-T2 HD ausgestrahlt. Das Erste und der WDR bieten die zusätzliche Tonspur darüber hinaus auch im Livestream an. Für alle, die über Kabel oder das Internet Fernsehen schauen, könnte das Angebot – je nach Entscheidung des jeweiligen Anbieters – jederzeit verfügbar gemacht werden.

„Wir reagieren mit der „klaren Sprache“ auf vielfältige Hinweise unseres Publikums, das sich vor allem eine bessere Sprachverständlichkeit gewünscht hat. Wir freuen uns sehr, dass wir dafür durch den Einsatz von KI jetzt eine Lösung anbieten können.“, sagt dazu Christoph Augenstein, Vorsitzender der ARD-Produktions- und Technik-Kommission (PTKO) und Betriebs- und Produktionsdirektor beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb)

Die Zuschauer können die Funktion „Klare Sprache“ über die Fernbedienung Ihres Fernsehgerätes auswählen. Sie haben im Audiomenü die Wahl zwischen „Original-Ton“, „Audiodeskription“, „Mehrkanalton“ und der Tonspur „Klare Sprache“. Die sprachoptimierte Audiospur kann auch über die HbbTV-Starleiste aktiviert werden, teilt die ARD weiter mit.

Das Endgerät muss die Auswahl zulassen

Man könnte sich auch wieder mehr der handwerklichen Kunst des Tonmischens von früher besinnen, wo man eben nicht tausend Effekte ins (analoge) Mischpult einklinken konnte und man die Grenzen der Empfangsgeräte immer im Blick hatte.

schreibt NutzerIn dinsdale

Das ZDF wiederum hatte versucht zu erklären, warum Sendungen mitunter als schwer sprachverständlich wahrgenommen werden. Dies hänge nicht nur vom Mischungsverhältnis des Beitrags, sondern auch von den Empfangsbedingungen oder dem individuellen Hörvermögen ab, so das ZDF.

[Alle Folgen des True-Crime-Podcasts Tatort Berlin des Tagesspiegels finden Sie hier]

Der Sender betont, dass Fernsehfilme und Dokumentationen oft aufwendig produziert werden und dass die Mischung aus Sprache und Begleittönen (Geräusche und Musik) Teil der Dramaturgie des Beitrags ist. Dies könne als zu wenig sprachverständlich wahrgenommen werden. „Die zusätzlich anwählbare Tonspur ,Klare Sprache‘ erzeugt mit Hilfe von Algorithmen der künstlichen Intelligenz einen Sendeton, der das gesprochene Wort deutlich präsenter macht.  

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T

echnische Lösungen zur Verbesserungen der Sprachqualität gab es bereits zuvor. So bieten einige Soundbars, die als Ergänzung zum Fernseher eingesetzt werden und einen volleren Klang erlauben, Optionen, um das Frequenzspektrum der menschlichen Stimme stärker zu betonen. Auf der Webseite Soundbarfindr.com befindet sich eine Rubrik, die speziell diesem Thema gewidmet ist und einen Überblick über entsprechende Geräte bietet.

Schwer verständlich bleibt: Warum konnten ARD und ZDF diese ebenso begrüßenswerte wie lange überfällige Innnovation nicht in einer gemeinsamen Presseerklärung mitteilen?

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