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Medien: „Schmidt-Vertrag bleibt Ausnahme“ WDR-Intendant Pleitgen über seinen Ärger mit Nordrhein-Westfalens Staatskanzlei

Herr Pleitgen, wären Sie lieber Intendant des Bayerischen Rundfunks? Nein.

Herr Pleitgen, wären Sie lieber Intendant des Bayerischen Rundfunks?

Nein. Ich bin als Intendant des Westdeutschen Rundfunks beim besten Sender, den ich mir vorstellen kann. Für den BR habe ich indes allergrößte Sympathie.

Sie sagten dieser Tage, der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber würde sich engagierter um den BR kümmern als NordrheinWestfalens Regierungschef Peer Steinbrück um den WDR.

Das war eine etwas humorige Reaktion auf eine Frage, wir haben ja gerade Karneval. Es gibt aber einen sachlichen Hintergrund. Beide Ministerpräsidenten haben sich sehr kritisch gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verhalten, aber einer der beiden, Edmund Stoiber, hat darauf geachtet, dass sein Landessender sehr gut dabei wegkommt.

Welche sinistren Absichten haben denn Peer Steinbrück und seine Medienstaatssekretärin Miriam Meckel?

Weiß ich nicht! Jeder Intendant stellt richtig, wenn sein Haus falsch dargestellt wird. Die Behauptung, wir würden Produzenten zu Knebelverträgen zwingen, ist unwahr. Die Unterstellung, wir würden den Ast, auf dem wir sitzen, selbst absägen, indem wir beim Programm sparen, ist unwahr. Wir sparen zuletzt am Programm. Es ist auch nicht zutreffend, dass wir eine besorgniserregende Situation bei der Altersversorgung haben. Beim Land sieht das anders aus. Peer Steinbrück hat selber prognostiziert, dass im Landesetat in nicht allzu ferner Zukunft über 14 Prozent allein für die Versorgung der Beamten aufgewendet werden müssen. Beim WDR sind es nur 4,6 Prozent, davon werden Dreiviertel durch Zinsen aus dem Deckungsstock gezahlt, belasten also nicht unseren Etat.

Wirtschaftet der WDR besser als das Land?

Wir sind ein gut geführtes Haus, mit höchst effizienter Verwaltung. Wir wollen das Land stärken, dessen Bevölkerung uns bezahlt. Das tun wir, mit hunderten von Initiativen, im sozialen Bereich, in der Integration, in der Kultur.

Wie geschickt verhält sich die ARD in Sachen Harald Schmidt? Dessen Engagement ist ja mit der Kritik verbunden, dass einer acht Millionen Euro nachgeworfen bekommt, weshalb Millionen Fußball-Fans auf den Uefa-Cup verzichten müssen.

Wir sind froh, dass Harald Schmidt wieder bei uns ist. Wir erwarten ein Programm mit viel Esprit, Niveau, und auch die Ansprache von mehr jungen Menschen. Da haben wir ein Defizit. Zur Finanzierung: Als Schmidt zusagte, waren die Haushalte aller ARD-Sender für 2005 bereits verabschiedet. Da war kein Geld zu holen. Blieb nur der Ausweg über einen Gemeinschaftsetat. Schon als wir die Bundesliga-Rechte zur ARD holen konnten, war klar, dass wir auf den Uefa-Cup verzichten. Verfügbares Geld war also nur hier vorhanden. Ein großer Teil der Summe wird über Sponsoring und Werbung refinanziert.

Es heißt, der WDR würde immer noch am Schmidt-Vertrag formulieren. Werden Sie so lange daran basteln, bis kein WDR-Rundfunkrat mehr danach fragt?

Erst einmal: Wegen der geschilderten Eilbedürftigkeit wird der Vertrag zwischen der ARD-Gemeinschaftseinrichtung Degeto und der Schmidt-Firma geschlossen. Das wird nicht zum Regelfall, ich gehe von einer Ausnahme aus. Zum Vertrag: Das Wichtigste ist unterschrieben, wirklich Relevantes ist nicht mehr offen. Rundfunkräte fragen mit Recht immer nach. Ich weiche dem nicht aus.

Soll Schmidt am 19. Januar beginnen, vor dem Hintergrund der Flut-Katastrophe?

Harald Schmidt entscheidet das selbst. Wenn er sagt, ich kann jetzt nicht antreten, dann sind wir die Letzten, die darauf keine Rücksicht nehmen.

Sie selbst, Herr Pleitgen, treten als Model in Anzeigen für die Sparkassen auf. Ihr Werbespruch heißt: „Öffentlich-rechtlich bedeutet: für alle da sein.“ Wie kam es zu diesem hinreißenden Engagement?

Ich bin von den Sparkassen angesprochen worden. Wir haben darüber in der Geschäftsleitung diskutiert und sind zu dem Schluss gekommen: Ich kann das machen, denn ich trete für unsere Idee ein. Die Sparkassen sind wie wir öffentlich-rechtlich. Ich persönlich bekomme dafür nicht einen einzigen Cent. Es ist vorher gecheckt worden, ich glaube im Osten Berlins, ob ich einen hohen Bekanntheitsgrad besitze. Ich habe ihn wohl. Das ist auch gut für die ARD.

Das Interview führte Joachim Huber.

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