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Foto: ARD

© ARD/Frank Dicks

Schräg und witzig: Die Eifelkrimis sind zurück

Die skurrilen Krimigeschichten aus der Provinz spielen dort, wo Städter nicht einmal tot überm Zaun hängen wollen. Nun wird die ARD-Serie "Mord mit Aussicht" mit einer neuen Staffel fortgesetzt.

Vor einigen Jahren, neue deutsche Serien funktionierten gerade überhaupt nicht, hatte die ARD eine für ihre Verhältnisse verrückte Idee: Sie ließ für den Montagabend, als der Sendeplatz nach der „Tagesschau“ fast so tot wie der Vorabend, mehrere Serienkonzepte entwerfen und in Paketen à sechs Folgen umsetzen. Die Projekte trugen Titel wie „Ein Fall für Nadja“ oder „Elvis und der Kommissar“ und sind längst vergessen. Eine Produktion aber erregte Aufsehen: „Mord mit Aussicht“ erzählte skurrile Krimigeschichten aus der Provinz; mäßig spannend, aber mit schrägen Figuren, verblüffendem Mutterwitz und wunderbaren Schauspielern.

Die Resonanz war zwar dürftig, doch zum Glück erkannte man bei der ARD, dass das nicht am Angebot lag. Zwei Jahre nach der Premiere wanderte die Serie auf den sehgewohnten Seriendienstag, die ersten Folgen wurden wiederholt, sieben neue kamen dazu. Richtig etabliert darf sich „Mord mit Aussicht“ aber erst jetzt fühlen, denn nun gibt es eine komplette neue Staffel.

Die Geschichten leben nach wie vor vom Aufeinanderprallen unversöhnlicher Gegensätze. 2008 wurde die Kölner Kriminalkommissarin Sophie Haas (Caroline Peters) nicht etwa, wie erhofft, Chefin der Mordkommission, sondern in die hinterste Eifel versetzt, wo der Städter nicht mal tot überm Zaun hängen will. Zum Auftakt der neuen Folgen muss sie einsehen, dass sie von Hengasch nicht mehr loskommt: Ihr Vater (Hans Peter Hallwachs) hatte einen Herzinfarkt, muss kürzer treten und kauft kurzerhand das örtliche Forsthaus, um in der Nähe seiner Tochter zu sein. Die hatte eigentlich schon gekündigt und sich auf die Rückkehr nach Köln gefreut. Daraus wird nun nichts, und das ist auch gut so, denn in der beschaulichen Eifel gibt es plötzlich mehr Mordfälle als in jeder Metropole. In der ersten Folge wird ein Künstler erschlagen, demnächst folgen ihm unter anderem ein Anwalt, eine Studentin, ein Resterampenbetreiber und ein Bordellbesitzer ins Jenseits.

Gleich acht Autoren waren an der neuen Staffel beteiligt. Marie Reiners, die Erfinderin der Serie, ist allerdings nicht mehr dabei; sie durfte ihre Vorliebe für kauzige Provinzermittler in der Regionalkrimiserie „Morden im Norden“ ausleben. Auf dem Regiestuhl ist Arne Feldhusen durch Lars Jessen und Thorsten Wacker abgelöst worden (Christoph Schnee war auch schon bei Staffel eins dabei). Der Serie hat das nicht geschadet, denn vor der Kamera hat sich nichts geändert: Caroline Peters ist immer noch großartig als Zugereiste. Perfekte Co-Stars und weit mehr als bloß Stichwortgeber sind Bjarne Mädel und Meike Droste als uniformierte Stallwache, die immer wieder für Überraschungen gut ist. Sollte die ARD bei ihrer Suche nach Erklärungen für den durchwachsenen Erfolg einiger ihrer neuen Vorabendserien noch Anschauungsmaterial brauchen: „Mord mit Aussicht“ liefert die Antworten. Tilmann P. Gangloff

„Mord mit Aussicht“, ARD, 20 Uhr 15

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