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Medien: Schwänzen als Hilferuf

Arte-Themenabend über Schulverweigerer

Alice ist ein quirliges Mädchen, das allerdings lieber Zigaretten klaut als Mathematik lernt. Rami geht eigentlich nur zur Schule, „um Scheiße zu bauen“. Und Mandy ist ein Teenager, dem es zu Hause an nichts fehlt, außer an Zeit und Aufmerksamkeit der berufstätigen Eltern. Also macht Mandy auf sich aufmerksam – durch Wegbleiben vom Unterricht. Sie sind drei von 400 000 Kindern, die in Deutschland täglich die Schule schwänzen.

Daniela Schmidt und Eva Schmitz sind in ihrem Dokumentarfilm „Schwänzen macht Schule“ im Rahmen des ArteThemenabends „Schulverweigerer“ den Biografien einzelner Kinder nachgegangen. Sie lassen neben Angehörigen und Erziehern vor allem die Kinder selbst reden, drücken ihnen auch eine Videokamera in die Hand, um ihr Vertrauen zu gewinnen. Alle drei Kinder versuchen in Hilfsprojekten, wieder Anschluss zu finden, lernen, sich an Regeln und feste Tagesabläufe zu halten. „Viele Gespräche mit Kindern verdeutlichen uns, dass es ein Hilferuf ist“, kommentieren die Autorinnen das zunehmend auftretende Phänomen des Schwänzens.

Jedes Kind hat zwar seine eigene Geschichte, doch gemeinsam ist ihnen der fehlende Rückhalt in der Familie. Das ist bei der wohlstandsverwahrlosten Mandy nicht anders als bei Alice, die allein mit ihrer überforderten, halbseitig gelähmten Mutter lebt. Schulverweigerung sei nicht nur ein Phänomen der Unterschicht, sagt der Leiter des Lernprojekts „courage“ im gutbürgerlichen Berliner Stadtteil Grunewald. Wieso die Schulen immer seltener in der Lage sind, die durch familiäre Probleme belasteten Kinder aufzufangen, haben die Autorinnen allerdings nicht näher untersucht. tgr

Themenabend Schulverweigerer auf Arte: „Schwänzen macht Schule“, 20 Uhr 45, danach „A wie Ausstieg“, 21 Uhr 45

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