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Demontratinnen fordern die Todesstrafe für die Vergewaltiger der Studentin

© dpa

Schwarzer Bildschirm statt Film: Indischer Sender darf Doku über Vergewaltiger nicht zeigen

Die BBC hatte die Dokumentation "Indian's Daughter" gegen den Willen der indischen Regierung gezeigt, einem indischen Sender wurde die Ausstrahlung verboten

Weil er eine Dokumentation über die tödliche Gruppenvergewaltigung einer Studentin nicht ausstrahlen durfte, hat ein indischer Fernsehsender eine Stunde lang einen leeren Bildschirm gezeigt. Anstelle des Films "India's Daughter" (Indiens Tochter), der zum internationalen Frauentag laufen sollte, zeigte der Sender NDTV am Sonntagabend von 21 bis 22 Uhr ein schwarzes Bild mit einem flackernden Licht im Hintergrund.

Ein Gericht hatte die Ausstrahlung des Films der britischen Dokumentarfilmerin Leslee Udwin am Dienstag verboten. Zur Begründung erklärten die Richter, der
"anstößige" Film zeige ein "sehr umstrittenes Interview" mit einem zum Tode verurteilten Vergewaltiger und bedrohe die öffentliche Ordnung. Innenminister Rajnath Singh
verteidigte die Entscheidung und sagte, die Worte des Mannes seien "in hohem Maße herabwürdigend" und ein "Angriff auf die Würde der Frauen".

Die Entscheidung sorgte in Indien für große Empörung. Der Fernsehsender NDTV äußerte sich zunächst nicht öffentlich zu dem Verbot. Vor der Protestaktion am Sonntagabend erklärte Chefredakteurin Sonia Singh im Kurzbotschaftsdienst Twitter: "Wir werden nicht schreien, aber wir werden gehört werden." Die Vergewaltigung einer 23-jährigen Studentin hatte Ende 2012 weltweit für Empörung gesorgt. Die junge Frau war vor den Augen eines Freundes von einer Gruppe Männer in einem Bus in Neu Delhi so brutal misshandelt worden, dass sie knapp zwei Wochen später ihren Verletzungen erlag. Das schockierende Verbrechen hatte auch eine landesweite Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst, die zu einer Verschärfung der Gesetze führte.

Der Vergewaltiger zeigt keinerlei Reue

In dem Dokumentarfilm kommt einer der Vergewaltiger ausführlich zu Wort. In dem im Gefängnis geführten, verstörenden Interview gibt er dem Opfer die Schuld an der Tat. Eine Frau sei "weitaus mehr verantwortlich für eine Vergewaltigung" als ein Mann. Die Studentin hätte "nicht abends um 21.00 Uhr herumstreunen" sollen. Nach Angaben von Regisseurin Udwin zeigte der Mann "nicht eine Sekunde lang Reue".

Die britische BBC hatte den Film bereits am vergangenen Mittwoch gezeigt. Indiens Regierung drohte danach mit Sanktionen. „Wir hatten gebeten, den Dokumentarfilm nicht zu senden. Die BBC hat es trotzdem getan. Das Innenministerium wird geeignete Maßnahmen ergreifen“, hatte Innenminister Rajnath Singh vor dem Parlament in Neu Delhi angekündigt. Die BBC verteidigte die Ausstrahlung des Films. Man habe sich nach “langer und sorgfältiger Diskussion„ entschieden, den Beitrag zu senden, erklärte der Sender am Mittwoch. Der Film gehe "verantwortungsvoll mit dem Thema um" und stehe im "Einklang mit unseren redaktionellen Richtlinien". (mit AFP)

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