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Serie: Zu blutig, zu freizügig

Die Vampirserie „True Blood“ auf RTL2 ist nichts für die Primetime.

Vor 22 Uhr hätte RTL 2 die neue Vampirserie „True Blood“ kaum ins Programm nehmen können. Die platonische Liebe der „Twilight“-Filme wird darin genauso wenig propagiert wie die Teenagerromanzen der „Vampire Diaries“ auf Pro 7. Zu „True Blood“ gehören Sado-Maso-Sexszenen und explosive Gewaltausbrüche genauso dazu wie die allen Vampirfilmen und -serien gemeinsame Mystifizierung und Glorifizierung der blutsaugenden Untoten.

Das Neue an „True Blood“ ist, dass die Vampire mit dieser Serie vollends gesellschaftsfähig werden. Japanische Forscher haben die Formel für die massenhafte Herstellung eines künstliches Bluts namens „True Blood“ gefunden. Vampire benötigen nicht länger menschliches Blut zur Ernährung und könnten somit vollwertige Mitglieder der Gesellschaft werden. Praktisch gestaltet sich das neue Miteinander jedoch erheblich schwieriger, so auch in der fiktiven Stadt Bon Temps im US-Bundesstaat Louisiana. Dort lernt die attraktive Kellnerin Sookie Stackhaus – die Oscar-prämierte Darstellerin Anna Paquin („Das Piano“) erhielt für die Rolle bereits einen Golden Globe – den 173 Jahre alten Vampir Bill Compton (Stephen Moyer) kennen. Sookie verfügt über telepathische Fähigkeiten, worauf sie jedoch zumeist gerne verzichten könnte, zumal sie bei Vampiren ohnehin nicht funktionieren. Die beiden kommen sich näher, zum Ärger ihres Arbeitgebers Sam Merlotte, der sich ebenfalls Hoffnungen gemacht hat. Auch ihr Bruder, der Dorfcasanova Jason, hält nichts von der entstehenden Verbindung. Als Antagonist fungiert unter anderem der nordische Blutsauger Eric Northman (Alexander Skarsgard), Betreiber des Vampirklubs „Fangtasia“, er möchte lieber an alten Gewohnheiten festhalten. Abgrundtief böse Vertreter gibt es gleichermaßen unter den Sterblichen. Sie sind am Blut der neuen Mitbürger interessiert, denn „V“ gilt als Wunderdroge. Aber auch ansonsten ist Sex mit einem Untoten unter den Südstaatlern von Bon Temps beliebt. Doch gerade die vampirfreundlichen Frauen im Ort werden zu Opfern einer unaufgeklärten Mordserie.

In den USA ist „True Blood“ ein Riesenerfolg. Dort läuft die Serie in der dritten Staffel mit durchschnittlich 12,9 Millionen Zuschauern, die vierte Staffel startet im Juni. Hinter allem steht Alan Ball, der Schöpfer der auch in Deutschland sehr erfolgreichen Bestatterserie „Six Feet Under“. In „True Blood“ stimmt das Mischungsverhältnis aus kurzweiliger Unterhaltung mit romantischem Unterton, hintergründiger Ironie in Kombination mit Erotik, Horror und Mystery – und einer gehörigen Portion Gesellschaftskritik. Der Ku-Klux-Klan mag in Amerika nicht mehr die Rolle spielen wie in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Dennoch haben Vorurteile und Diskriminierungen die Zeit überstanden. Genauso wie der ewige Reiz, den Vampire seit Bram Stokers „Dracula“ auf die Lebenden ausüben. Kurt Sagatz

„True Blood“, RTL 2, 22 Uhr 05

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