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Barbara Engel hat es ins Finale um die Teilnahme am Dschungelcamp 2016 geschafft.

© RTL

Sommer-Dschungelcamp 3 bei RTL: Ein Hoch auf unsere Blamage

Der Sommerquatsch des Dschungelcamps lohnt das Einschalten nicht? Von wegen. Unser Autor hat in Folge 3 fürs Leben gelernt.

"Es gibt tausend Gründe, warum ich zurück in den Dschungel muss", behauptet diese Julia Biedermann gleich zu Beginn der Sendung, und falls sie sich das tatsächlich glaubt, bleibt sie Sonntagabend die einzige. Ins Finale schafft es statt ihrer jedenfalls Barbara Engel, frühere Herzsprung.

Klar, auch die dritte Folge von "Ich bin ein Star - lasst mich wieder rein" war dröge, lieb- und belanglos, kurzum: Schrott. Und doch lohnt es sich, einmal reinzuschalten und darüber nachzudenken, was da eigentlich gerade Abend für Abend auf RTL passiert. Jahrelang dachten wir beim Dschungelgucken: "Mensch, die blamieren sich gerade! Die werden es schwer haben, wenn sie nach Hause kommen! Das wird die Hölle (für die)!"

Jetzt, nach neun Staffeln und elf Jahren, ist klar, dass die ganze schöne Schadenfreude ungerechtfertigt war. Der Dschungel hat denen gar nicht geschadet. Im Gegenteil, sie haben von dieser Sendung und der damit verbundenen Aufmerksamkeit derart profitiert, dass sie an den Ort ihrer angeblichen Demütigung zurückwollen.

Gerade die Kandidaten, die sich in unseren Augen besonders übel daneben benahmen, ja als die unsympathischsten Figuren ihrer Staffeln endeten, gerade diese vermeintlich Gebrandmarkten wollen mehr von der Medizin, die wir Zuschauer irrtümlich für Gift hielten. Peter Bond, Mathieu Carrière, Sarah Dingens, Georgina Bülowius, Jay Khan, Naddel, Michael Wendler und Walter Freiwald: nehmen alle am Sommerdschungel teil.

Es wird dir nicht schaden

Die Botschaft lautet: Du kannst dich in diesem kurzen Leben so arg blamieren, wie du willst. Es wird dir nicht schaden. Beispiele für die Korrektheit dieser These gibt es zuhauf in der Medienbranche. Ein besonders drastisches ist Andrea Kiewel, die Schleichwerbung für Weight Watchers machte, dreist die Öffentlichkeit anlog, daraufhin ihren Job verlor... und heute wieder den "Fernsehgarten" moderieren darf, als sei nichts gewesen.

Das kann im Einzelfall - zum Beispiel bei Andrea Kiewel - recht ärgerlich sein und ungerecht wirken. Grundsätzlich ist es aber doch eine echte gesellschaftliche Errungenschaft: In dieser Republik kannst du ruhig dein Gesicht verlieren, ist nicht so schlimm und nicht von Dauer. Versagen ist keine Katastrophe, Ehre und Schande sind Konzepte, auf die wir pfeifen.

Im Deutschland 2015 darf man der Wendler sein und sich auch so benehmen. Ich glaube, das ist ein Grund zur Freude.

P.S.: Wie jetzt, Sie wollen tatsächlich wissen, was Sonntagabend genau passiert ist? Also gut: Eike Immel verriet, dass er sich ein Mal in seinem Leben einen Joint gebaut habe. Barbara Engel lästerte ausgiebig über den nicht anwesenden Björn-Hergen Schimpf. Außerdem wirkt sie in ihrer Verhuscht- und Nuscheligkeit immer mehr wie der weibliche Udo Lindenberg. Diese Julia Biedermann war auch in der Sendung.

Unsere Berichterstattung zu den ersten Folgen finden Sie hier und hier.

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