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Spionage-Verdacht: Im Schatten der Politiker

„Bunte“-Recherchen: Der „Stern“ kündigt neue Details an und weist Fälschungsverdacht zurück

Müntefering, Seehofer, Lafontaine, Verheugen – wer ist der nächste prominente Politiker, auf dessen Privatleben die Berliner Presseagentur CMK angesetzt gewesen war? Und: Mit welchen Methoden geschah das? „Stern“-Chefredakteur Thomas Osterkorn kündigte für die nächste Ausgabe seines Magazins neue Details, neue Zeugenaussagen sowie neue Namen im Zusammenhang mit der Geschichte um beschattete Politiker an. Die Affäre um die Recherchemethoden der CMK hatte sich am Wochenende ausgeweitet. Wie der „Spiegel“ berichtete, wurde die CMK im Jahr 2007 von der Zeitschrift „Bunte“ auf das Privatleben des ehemaligen EU-Kommissars Günter Verheugen (SPD) angesetzt. Mit Berufung auf die „Bunte“-Chefredaktion meldete der „Spiegel“, die CMK habe ein Foto organisieren sollen, das Verheugen mit seiner damaligen Kabinettschefin zeigte, die seine Geliebte gewesen sei. Die „Bunte“-Chefredaktion rechtfertigte sich laut „Spiegel“ mit der Begründung, der Vorgang sei von politischer Relevanz, „weil der ehemalige EU-Kommissar Verheugen seine Geliebte befördert hatte“.

Vor ein paar Tagen war bekannt geworden, dass die „Bunte“ die CMK auf das Privatleben von Franz Müntefering (SPD), Oskar Lafontaine (Linke) und Horst Seehofer (CSU) angesetzt hatte. Dabei wurde der CMK vorgeworfen, die Zielobjekte observiert zu haben. Der „Stern“ warf der CMK vor, den Briefkasten der damaligen Geliebten Münteferings manipuliert zu haben. Die „Bunte“ bestätigte, „journalistische Fotorecherchen“ in Auftrag gegeben, von angeblich unlauteren Methoden des Dienstleisters jedoch nichts gewusst zu haben.

Die unter Beschuss geratene Agentur CMK hat indessen erklärt, bei den im „Stern“ auszugsweise abgedruckten CMK-Rechercheprotokollen liege der Verdacht der Fälschung nahe. Die Agentur bittet die „Stern“-Redaktion, die Papierausrisse auszuhändigen. Der CMK seien diese Dokumente gänzlich unbekannt. Darauf habe der „Stern“, so CMK–Chef Stefan Kiessling am Montag zum Tagesspiegel, mit einer scharfen Pressemitteilung reagiert. „Leider ist er unserer Bitte nicht nachgekommen, so konnte ich die Echtheit der Papierausrisse bisher nicht überprüfen. Weder inhaltlich noch bezüglich Schrift und Layout entsprechen diese abgedruckten Papiere den Arbeitsprotokollen, wie wir sie üblicherweise erstellen.“ Je länger der ,Stern‘ die Papierausrisse zurückhalte, desto mehr sieht sich der CMK-Chef „im Verdacht bestärkt, dass es sich dabei um Fälschungen handelt“.

Das sind starke Worte in Richtung „Stern“, der mit den vermeintlichen Hitler-Tagebüchern in Sachen Fälschung einschlägige Erfahrungen gemacht hat. Der „Stern“-Chef wies den Fälschungsverdacht am Montag heftig zurück, auch mit dem Hinweis auf neue Details und die Tatsache, dass die „Bunte“, wie am Donnerstag angekündigt, keine Klage gegen den „Stern“ eingereicht habe. „Da ist nichts gekommen“, sagte Osterkorn dem Tagesspiegel. „Weswegen denn auch? Wir haben das alles vierfach geprüft, kreuz und quer geprüft.“ Markus Ehrenberg

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