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Sport-Berichterstattung: ARD entschuldigt sich

Das Erste Deutsche Fernsehen hat sich von der eigenen Berichterstattung distanziert. Es sei journalistisch nicht vertretbar, die Wintersportler unter Generalverdacht wegen Dopings zu stellen.

Die ARD hat sich in bisher nicht gekannter Weise von ihrer eigenen Sportberichterstattung distanziert und für die Veröffentlichung der schweren Dopingvorwürfe gegen deutsche Wintersportler entschuldigt. „Es ist nicht vertretbar und mit unserer Berufsauffassung nicht vereinbar, wenn solche Pauschalverdächtigungen erhoben werden, ohne dafür belegbare und nachprüfbare Fakten zu haben“, sagte Moderator Michael Antwerpes am Donnerstag zu Beginn der Liveübertragung vom Biathlon-Weltcup in Antholz. Damit kritisierte Antwerpes den eigenen Sender, der zwei Tage zuvor mit Dopinganschuldigungen für großen Wirbel gesorgt hatte.

Der Deutsche Skiverband (DSV) bekräftigte die Absicht, verantwortliche Redakteure rechtlich zu belangen. Der Verband wendet sich gegen eine „Tagesschau“-Meldung vom Dienstag, in der deutsche Wintersportler mit Berufung auf ARD-Recherchen des Blutdopings verdächtigt wurden. „Für die Vorwürfe gibt es bis jetzt keine Beweise und die ARD hat bisher auch keine Namen genannt“, sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach. Aus der angeblichen Doping-Affäre sei jetzt mehr oder weniger eine Medienaffäre geworden. Ähnlich argumentierte die im Weltcup führende Biathletin Kati Wilhelm: „Das hat uns alle sehr hart getroffen. Das sind Vorwürfe, von denen wir alle wissen: Wir haben damit nichts zu tun.“

Mit dem Eingeständnis kam die ARD offenbar einer Meldung aus dem österreichischen Bundeskanzleramt zuvor, in dem der derzeitige Stand der staatlichen Ermittlungen im Fall der Wiener „Humanplasma GmbH“ dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mitgeteilt wurde. „Derzeit liegt kein Beweis vor, dass österreichische Athleten oder ein Athlet irgendeines anderen Landes Blutdoping vorgenommen oder gegen irgendein anderes österreichisches Gesetz verstoßen haben“, hieß es in dem Schreiben von Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka. Insofern Namen von Athleten über die Medien verbreitet worden seien, basierte dies nur auf Gerüchten.

„Wir stehen der Meldung vom Dienstag reserviert gegenüber, weil Pauschalverdächtigungen nicht unserem Qualitätsstandard entsprechen“, sagte ARD-Programmdirektor Günter Struve gestern. „Disziplinarische Maßnahmen sind aktuell kein Thema. Das Thema Doping nehmen wir weiter sehr ernst und werden es verfolgen.“ dpa/meh

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