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Der Axel Springer Verlag legt die „B.Z.“ und „Bild-Berlin“ zusammen.

© Reuters

Springer legt „B.Z.“ und „Bild-Berlin“ zusammen: Boulevard der Einheit?

Der Axel Springer Verlag hat auf den anhaltende Abwärtstrend der "B.Z." reagiert und legt das Boulevardblatt mit "Bild-Berlin" zusammen. Die beiden Titel bleiben erhalten, 50 Stellen fallen weg.

Der Käuferschwund im Berliner Zeitungsmarkt trifft die Boulevardblätter in besonderer Weise. Allein die "B.Z." verlor binnen eines Jahres zehn Prozent ihrer Aufklage und verkauft aktuell nur noch 129 070 Exemplare. Diese Zahlen und der anhaltende Abwärtstrend lassen den Axel Springer Verlag reagieren. Die Redaktionen der „B.Z.“ und von „Bild-Berlin“ (verkaufte Auflage: 87 400, ein Minus von neun Prozent zu Quartal II/2012) werden zusammengelegt und sollen von November an gemeinsam produziert werden. Auch die Online-Bereiche der beiden Blätter kommen zusammen, die „B.Z.“ übernimmt die Redaktionssysteme von „Bild“ für die Produktion der Zeitung und für den Internetauftritt. Dafür verlässt die „B.Z.“-Redaktion den Kurfürstendamm und zieht in die Springer-Zentrale in Kreuzberg.

Nach Verlagsangaben behielten beide Titel ihre publizistische Eigenständigkeit, allerdings werden die Spitzen verzahnt. „B.Z.“-Chefredakteur Peter Huth wird künftig zusätzlich Stellvertreter von „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann, der wiederum zum 1. November gleichzeitig Herausgeber der „B.Z.“ Diese Überkreuzlösung gibt es auch bei den Redaktionsleitungen von „Bild-Berlin“ und „B.Z.“

Zu den Motiven der Einheitsredaktion sagte Springer-Sprecher Tobias Fröhlich: „Der Berliner Markt ist sehr herausfordernd. Um besser bestehen zu können, bündeln wir die Kräfte, im Print wie auch digital.“ So werde der Online-Sektor der „B.Z.“ der „Digital“-Power von Bild.de angeschlossen und die „B.Z.“ von der überregionalen Kompetenz der „Bild“ profitieren. Zu den Konsequenzen gehört auch, dass „Bild-Berlin“ und „B.Z.“ mit denselben Geschichten aufmachen können. Diese Überschneidung wird in Kauf genommen, laut Fröhlich gebe es nur zwei Prozent Doppelleser beider Blätter. Außerdem soll sehr darauf geachtet werden, dass die „B.Z.“ ihren Tenor, ihren Sound behalte.

In den Redaktionen und Verlagsbereichen sollen rund 50 Stellen wegfallen, den Betroffenen sollen sozialverträgliche Lösungen und neue Aufgaben im Springer-Verlag angeboten werden. Die „B.Z.“ hat in den vergangenen Jahren unter der Woche deutlich an Auflage verloren. Zwischen 1998 und 2013 ist die verkaufte Auflage um mehr als 50 Prozent gesunken. Es gab Reaktionen, diverse Konzepte, Seitenänderungen, fünf Wechsel auf Chefredakteursebene in den vergangenen 15 Jahren, von Franz Josef Wagner über Georg Gafron bis jetzt Peter Huth. Redaktion und Verlagsmitarbeiter der „B.Z.“, insgesamt über hundert Menschen, zogen Anfang 2007 in den neunten Stock des Neuen Kranzlerecks am Ku’damm, weit weg von der Zentrale in der Axel-Springer-Straße. Damals sollte mit dem Umzug auch ein Zeichen für die Traditionszeitung im Westen Berlins (gegründet als „Berliner Zeitung“ 1877, 1904 zur „B.Z. am Mittag“ umstrukturiert) gesetzt werden. Andererseits gab es die Besorgnis, dass der Umzug der erste Schritt zur Abwicklung der Zeitung sein könnte.

Nun sind alle diese Mitarbeiter schon wieder in Bewegung. Man könnte auch sagen: Sie sind Kummer gewohnt. Man kann sich die langen Gesichter am Ku’damm am Mittwochvormittag vorstellen, als die Mitteilung von Umzug und Zusammenlegung die Runde machte. „Angst“ um den Arbeitsplatz ist zu spüren. Manch’ einer würde gerne wissen, ob es sich lohnt, nach dem Zusammenräumen am Ku’damm in der Kochstraße überhaupt noch mal auszupacken.

Am Ku’damm gehen die Lichter aus, in Los Angeles gehen sie an. Zum 1. September wird in der Metropole an der US-Westküste ein „Bild“-Büro eröffnet. Fünf Mitarbeiter werden quasi als Belohnung für gute Arbeit in der Heimat für drei bis fünf Monate dorthin geschickt, um vor allem Bild.de während der Nachtstunden in Deutschland permanent und bei Tageslicht zu aktualisieren. Die Zeitverschiebung macht es möglich.

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