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Springer-Verlag: "Unzumutbare Risiken"

Axel Springer hat die milliardenschwere Übernahme des TV-Konzerns ProSiebenSat.1 aufgegeben.

Berlin/München - Wegen zahlreicher wirtschaftlicher und juristischer Unsicherheiten bei einem weiteren Vorgehen nach dem Veto des Bundeskartellamts entstünden unzumutbare Risiken, teilte Springer am Mittwoch mit. Damit verzichtet Europas größtes Zeitungshaus ("Bild", "Welt") auf eine Klage oder eine Sondererlaubnis des Bundeswirtschaftsministers, um das umstrittene Vorhaben doch noch durchzusetzen. Einen Verkauf seiner Beteiligung an ProSiebenSat.1 schließt Springer nicht aus.

Das Ende der Pläne sei «nach intensiver Prüfung und sorgfältiger Abwägung» mit den ProSiebenSat.1-Besitzern, einer Investoren-Gruppe um den US-Milliardär Haim Saban, abgestimmt worden, hieß es weiter. Die TV-Kette bedauerte das Scheitern. «Die Transaktion wäre eine gute Lösung für ProSiebenSat.1 gewesen», sagte Vorstandschef Guillaume de Posch. «Wir werden die Gruppe aus eigener Kraft weiterentwickeln und uns weiterhin auf unser operatives Geschäft konzentrieren.» Saban äußerte sich enttäuscht. Nun würden alle Alternativen geprüft. Er sei aber weiter extrem zufrieden mit der Entwicklung von ProSiebenSat.1.

Springer hatte die Übernahmepläne Anfang August bekannt gegeben. Für die TV-Familie um die Sender ProSieben, Sat.1 und N24 sollten die Investoren um Saban knapp 2,5 Milliarden Euro erhalten. Nunmehr gebe es keinerlei Zahlungsverpflichtungen, sagte eine Springer-Sprecherin. Auch das öffentliche Übernahmeangebot an die ProSiebenSat.1-Aktionäre werde nicht vollzogen. Die Ausgaben für Verfahrens- und Beraterkosten wurden nicht beziffert. Sie seien finanziell aber nahezu kompensiert.

"Vorherrschende Meinungsmacht"

Das Bundeskartellamt hatte die Übernahme am 23. Januar untersagt. Zuvor hatte bereits die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) die Fusion abgelehnt, weil sie zu einer «vorherrschenden Meinungsmacht» Springers führen würde. Der Verlag hatte den Wettbewerbshütern zwischenzeitlich mehrere Zugeständnisse angeboten. Entscheidend für das Ende der Pläne sei letztlich kein Einzelaspekt, sondern die Summe der Unsicherheiten gewesen, hieß es bei Springer. Der Deutsche Journalisten-Verband begrüßte den Schritt als «gute Entscheidung für den Fortbestand der Medienvielfalt in Deutschland».

Seine Beteiligung von zwölf Prozent an ProSiebenSat.1 will Springer auch angesichts der «sehr erfreulichen Wertentwicklung» zunächst behalten. Falls ein Käufer für den Anteil böte, gelte es aber zu prüfen, ob der Preis attraktiv sei, sagte Konzernsprecherin Edda Fels. Sie bekräftigte, das Unternehmen werde sich nun verstärkt digitalen Märkten und dem Ausland zuwenden. Ein neuer Anlauf für einen stärkeren Einstieg ins deutsche TV-Geschäft stehe vorerst nicht zur Debatte. (tso/dpa)

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