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Medien: Stölzl lächelte tapfer

Wer ist eigentlich Christoph Stölzl? Ein Extrem-Thesen-Mann, manchmal, aber ansonsten unstellbar.

Wer ist eigentlich Christoph Stölzl? Ein Extrem-Thesen-Mann, manchmal, aber ansonsten unstellbar. Und nach der Premiere von „Im Palais“ wissen wir auch warum. Stölzl spricht, als habe er Angst, irgendwo anzustoßen. Etwa mit der Zunge am Gaumen. Darum klingt Stölzl wie der erste Benutzer einer völlig konsonantenfreien Sprache. Rundsprecher Stölzl. Fragen, denkt man, sind hinten offen. Bei Stölzl nicht. Stölzls Fragen sind auch rund, weshalb es nicht ganz einfach ist, eine Stölzl-Frage zu verstehen. Kurz vorm Ende rollt sie sich wieder ein.

Es gibt allerdings auch Ausnahmen. Stölzl zu Anna Thalbach: „Mit drei Jahren sind Sie aus Ostberlin nach Westberlin gegangen. Fühlen Sie sich als Ostberlinerin?“ Wahrscheinlich glaubt Stölzl, die Ostler kommen schon als Ostalgiker zur Welt. Im ersten Kultur-Talk ging es um Wesen und Existenz „gesamtdeutscher Gefühle“. Ulla Meinecke erinnert sich, dass sie kurz vor der Wende im Osten gespielt hatte und nie weiter weg von zu Hause war als damals. Dabei war Ulla Meinecke schon in Thailand. Stölzl ist zu rund, um sich das näher erklären zu lassen. Er hofft auf die Westalgikerin Meinecke, aber die Sängerin hat keine Lust, von gestern zu sein, oder nur insofern, als sie zugleich von heute und von übermorgen ist.

Jens Bisky, der berufshalber den Süddeutschen den Osten erklärt, findet nicht alles gut, was Ulla Meinecke sagt, und schon gar nicht, dass die Ostshows im letzten Jahr harmlos waren. Bisky versteht noch immer nicht, warum da so viele Leute waren, die er kaum kannte, aber nicht die, die er gut fand. Anna Thalbach sieht maßlos gelangweilt aus und glaubt an eine Monarchie, die allen Besserverdienenden ihr Geld wegnimmt und in die Volksbildung investiert. Stölzl lächelt tapfer. Wahrscheinlich ist kaum einer weniger telegen als er. Er kompensiert das durch Mut und trägt ein knallgelbes Jackett zum blassen Hautton seiner Barhäuptigkeit, was ihn leicht leidend aussehen lässt. Am Ende will er wissen, welche völlig neuen Gedanken jeder aus der Sendung mitnimmt. Keine, erklärt Anna Thalbach. Irgendwie hat sie Recht.

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