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Strategiewechsel: Wege zum Ruhm

Youtube umwirbt vielversprechende Video-Talente. Auch sonst soll die Plattform erwachsener werden.

Die zweitgrößte Suchmaschine nach Google heißt nicht etwa Microsoft Bing, sondern Youtube. Allerdings kommen die Suchmaschinen zu gänzlich unterschiedlichen Ergebnissen. Gibt man bei Google „Alberto“ ein, erhält man zwar viele Treffer, aber kein eindeutiges Ergebnis. Ganz anders bei Youtube: Dort scheint es für Alberto nur ein Ergebnis zu geben, den farbigen Beatbox-Künstler mit dem Beinamen „Hamburger Hänger“. 286 000 andere Youtube-Nutzer haben seinen Kanal abonniert. Die Clips wurden 81 Millionen Mal abgerufen. Da war es kein Wunder, dass Alberto beim ersten Youtube-Talentschuppen in Deutschland zum Helden der Youtube-Nachwuchsproduzenten wurde.

Unter dem Titel „Wie werde ich Youtube-Star“ hatte das zum Google-Imperium gehörende Videoportal am Mittwoch nach Berlin geladen und 400 Talente reisten an. In der Mehrzahl handelte es sich um männliche Video-Fans unter 30, der jüngste von ihnen war der zwölfjährige Melvin vom Herder-Gymnasium aus Berlin.

Die Videoplattform hatte ein Versprechen im Gepäck. „Youtube kann euer Leben verändern“, hieß es. Dahinter steht das sogenannte Partnerprogramm von Youtube. Besonders erfolgreiche oder vielversprechende Video-Produzenten werden darin aufgenommen. Für die Kreativen hat das viele Vorteile. Der wichtigste ist sicherlich, dass Youtube die Channelbetreiber an den Werbeerlösen beteiligt. Zudem werden die Videos von Partnern auf der Youtube-Startseite promotet. Auch Youtube profitiert: Je höher die Qualität der Videos, um so mehr Werbung lässt sich verkaufen. Von den wöchentlich 14 Milliarden abgerufenen Clips befinden sich bereits drei Milliarden im „monetarisierten“ Werbeumfeld. In die gleiche Richtung gehen die Youtube-Pläne, bis zum Jahresende 20 „Fernsehkanäle“ zu den Themen Sport und Kunst zu starten. Wie das „Wall Street Journal“ schreibt, will die Google-Tochter dafür umgerechnet 70 Millionen Euro investieren. In den Kanälen sollen fünf bis zehn Stunden professionell erstellte Filme pro Woche laufen, entsprechende Verhandlungen mit Hollywood-Agenten werden dem Vernehmen nach bereits geführt.

Für die semi-professionellen Youtuber gelten andere Regeln. Vorausgesetzt, dass die Clips ein relevantes Thema treffen oder ihre Zuschauer mit einer überraschenden Story beeindrucken, brauchen sie auch weiterhin kaum mehr als eine Webcam und einen Internetzugang. Der Höhepunkt der Veranstaltung in Berlin war so eine Diskussionsrunde von etablierten Youtube-Stars wie Alberto, der zusammen mit Christoph Krachten (Channel Clixoom), dem Cartoonisten Ralph Ruthe und dem Cineasten Alex Feldmann Tipps gab. Lieber etwas wackelige Bilder, dafür aber authentisch, lautete einer. Und dass die Clips nicht länger als drei Minuten sein dürfen, stimme auch nicht immer, so Feldmann, der gerade durch seine Interview-Langfassungen mit interessanten Filmschaffenden bei Youtube erfolgreich ist. Allein aufs Geld zu schielen sei jedoch der falsche Weg: Reich werde man auch mit dem Partnerprogramm nicht.Aber es helfe, die Kosten zu decken.

Ruhm ist nicht nur vergänglich, im Fall der 13-jährigen Amerikanerin Rebecca Black hat sich der vermeintliche Ruhm in sein Gegenteil verkehrt. Ihr von einem professionellen Studio produzierter Amateur-Song „Friday“ erreichte in kürzester Zeit gigantische Abrufzahlen, inzwischen liegt ihr Clip bei über 85 Millionen Views. Allerdings hat Rebecca Black abgesehen von einem Übermaß an Spott und Verachtung davon wenig, weil in den Kommentaren die ablehnenden Stimmen eindeutig überwiegen. „Ihre Stimme klingt wie ein Frosch“, gehört noch zu den harmlosen Einträgen. „Friday“ gilt inzwischen als der meistgehasste Youtube-Song überhaupt. Aber immerhin kommen die Youtube-Parodien dazu gut an. Kurt Sagatz

Youtube sucht junge Talente

www.youtube.de/secrettalents

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