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Jimmy Wales

© ddp

Suchmaschinen: Kampfansage an Google

Bei der neuen Internet-Suchmaschine Wikia von Wikipedia-Gründer Jimmy Wales hat die Community die entscheidende Stimme.

Die dominierende Farbe bleibt Weiß. Die Homepage der neuen Internetsuchmaschine Wikia Search, die am Montag für den Publikumsbetrieb freigeschaltet wurde, ist sogar noch etwas schlanker als die Startseite von Marktführer Google. Direkt ins Auge fällt eine kleine blaue Wolke mit einem lachenden Gesicht. Sie ist mehr als eine Designspielerei, denn bei der Suchmaschine von Jimmy Wales, dem Gründer des Internetlexikons Wikipedia, hat die Internet-Community das letzte Wort. Bei Google entscheidet eine Software, welche Ergebnisse ganz oben erscheinen. Beim Wikia-Gegenentwurf sollen die Nutzer mitentscheiden, welcher Eintrag besonders wertvoll ist und ob eine Werbeseite nicht mittels Spam-Knopf aus dem Index geschmissen wird.

Für Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital Instituts in Berlin passt eine Internetsuchmaschine wie Wikia aus mehreren Gründen in die Zeit: So gibt es eine große Gruppe von Menschen, die grundsätzliche Probleme mit Monopolen haben. „Anders als bei Microsoft vor zehn Jahren hat diese Unzufriedenheit keine ideologische Basis. Die Bedenken gegen die Allmacht von Google entspringen vielmehr einer gesellschaftspolitischen Überzeugung“, sagt der Medienpsychologe. Hinzu kommt nach Groebels Einschätzung die weiterhin steigende Bedeutung sozialer Netzwerke im Internet. Es liege somit auch für eine Suchmaschine nahe, nutzergenerierte Inhalte zu verwenden. Je mehr Google zum Durchsuchen des Internets eingesetzt wird, steigt schließlich auch die Zahl der enttäuschten Nutzer, die auf der Suche nach einer Alternative zu Google seien. „Diese Punkte zusammengenommen ergeben für Wikia ein hinreichend großes Potenzial“, schätzt Jo Groebel. Es wäre somit durchaus plausibel, wenn Wikia erfolgreich würde. „Wer hätte schon vor fünf Jahren den großen Erfolg von Wikipedia vorhergesehen?“

Im Moment ist Wikia jedoch eher eine Ergänzung denn ein vollwertiger Ersatz für Google. Der Datenbestand umfasst gerade einmal einen Bruchteil des Internets. Die vorläufige Wikia-Version durchsucht Wales zufolge 50 bis 100 Millionen der mehrere Milliarden Webseiten. Spezielle Suchfunktionen für Bilder oder Nachrichtenbeiträge fehlten, zudem stehe derzeit lediglich die Hauptseite nicht nur auf Englisch sondern auch auf Deutsch zur Verfügung. Auch die Bewertungsfunktion durch die Nutzer ist derzeit nur eingeschränkt nutzbar: „Zurzeit haben wir noch kein Feedback von unseren Nutzern, die Ergebnisse sind also noch ziemlich schlecht“, erklärt das Wikia-Team. Allerdings kann sich das ganz schnell ändern. Je mehr Internet-User die Suchergebnisse bewerten und von der Möglichkeit Gebrauch machen, Kurzzusammenfassungen und Einschätzungen zu besonders interessanten Fundstellen zu schreiben, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse. Größtmögliche Offenheit strebt Wikia auch in technischer Hinsicht an. Bei der eingesetzten Software handelt es sich um Open-Source-Lösungen, interessierte Nutzer können also anders als beim Google-Algorithmus den Quellcode kontrollieren.

Im Unterschied zu Wikipedia, das als Stiftung organisiert ist, hat die Wikia-Suchmaschine eine kommerzielle Basis. Die Suchmaschine wird von der US-Firma Wikia Inc. betrieben. Die Finanzierung soll über Werbung sichergestellt werden. Derzeit finanziert sich Wikia zudem über Risikokapitalgeber. So konnte Jimmy Wales mehrere Millionen Dollar von Investoren wie Amazon einwerben. Dabei profitiert Wikia vor allem von der Popularität des Wikipedia-Gründers. „Wenn sich die richtigen Leute für Wikia einsetzen, kann dies den Erfolg der Suchmaschine erheblich beschleunigen“, sagt Medienexperte Jo Groebel.

Wikia-Betreiber Wales weiß, dass es gegen Google nicht leicht sein wird. „Wenn wir nur fünf Prozent des Marktanteils im Suchmaschinengeschäft erreichen würden, wäre ich schon zufrieden“, hatte er vor kurzem erklärt. Derzeit kommt Google auf knapp zwei Drittel des Marktes vor Yahoo mit 14 Prozent und der Microsoft-Suche von MSN mit vier Prozent.

Google hat bereits auf die Kampfansage von Jimmy Wales reagiert. Im Dezember kündigte der Suchmaschinengigant an, mit der Wissensdatenbank Knol (abgeleitet von Knowledge, übersetzt Wissen) eine Alternative zu Wikipedia ins Leben zu rufen.

Die Alpha-Version von Wikia: http://alpha.search.wikia.com

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