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Wolfgang Paul

© ullstein bild - B. Friedrich

Tagesspiegel-Kritiker der ersten Stunde: Hundert Jahre Wolfgang Paul

Wolfgang Paul, Journalist, Autor und Fernsehkritiker der ersten Stunde im Tagesspiegel, wurde vor hundert Jahren, am 8. Dezember 1918, geboren.

Er war für die Tagesspiegelleser so etwas wie ein Fernsehkritiker der ersten Stunde. Über tausend von ihnen hat Wolfgang Paul geschrieben, und das zu Zeiten, in denen das Fernsehen noch keine öffentliche Macht war. Neben dem Interesse, das er dem neuen Medium entgegenbrachte, trug diese Tätigkeit auch zum Lebensunterhalt bei, den er mit der Feder sicherte – denn Paul war zeitlebens freier Journalist und Schriftsteller.

Daraus folgte eine unglaubliche Produktivität und Vielfalt. Kein journalistisches Genre, das er nicht praktiziert hätte: Reiseberichte, Buchkritiken, Anthologien, Sachbücher, und weil er über die Gabe einer leichten und guten Schreibe verfügte, konnte er diese schwierige Existenz führen.

Vor allem aber war er ein literarischer Autor, der im Erleben seiner Zeit seine Stoffe suchte und fand. Der Abiturient von 1937 musste Wehrdienst leisten, wurde Teilnehmer des Kriegs im Osten, wurde schwer verwundet, studierte zwei Kriegssemester, war nach 1947 erst in seiner Heimatstadt Dresden Journalist, bis ihn 1948 die politische Situation zur Flucht nach Berlin zwang.

All das begründete einen eminenten Zeit- und Geschichtssinn und fand seinen Niederschlag in Büchern zur deutschen Geschichte und Gegenwart, die sensibel und eindringlich romanhafte Erzählung und dokumentarisches Berichten verbanden.

Mehrere Bücher galten Dresden, dem der gebürtige Berliner seit seiner dort verbrachten Schulzeit verbunden blieb, andere der Mauer und der deutschen Teilung. Etliche von ihnen hatten hohe Auflagen, keines hat wohl über die Entstehungszeit hinaus Bestand.

Das hat wohl auch damit zu tun, dass Paul die Prägungen einer schon sehr weit entfernten Generation in seinen Büchern austrug, die – wie er sie einmal charakterisierte – ein Leben „in ständiger idealistischer Spannung“ absolvierte. „Patriot und Einzelgänger“ nannte ihn Heinz Ohff 1993 in seinem Nachruf. Vielleicht ist das tatsächlich ein Nenner für diesen Journalisten und Autor, der vor hundert Jahren, am 8.Dezember 1918, geboren wurde.

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