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Anne Will

© ddp

Talkshow: „Gekuschelt wird nicht“

Anne Will hat bei einer Pressekonferenz in Berlin-Adlershof Studio und Konzept für ihre Talkshow "Anne Will" präsentiert. "Konfrontieren" ist nach eigener Aussage das Gesprächsprinzip der Moderatorin.

Sitzprobe im Studio D: Die Gäste aus der Politik werden bei „Anne Will“ hart rangenommen, auf jeden Fall härter als die übrigen Gäste, die auf dem weichen Sofa Platz nehmen dürfen. Bei der neuen Talkshow, die am 16. September in der ARD um 21 Uhr 45 starten wird, soll das ein Prinzip werden. Rund um die Moderatorin werden bis zu sechs Personen platziert, ihnen gegenüber, eben auf den Sofas, die übrigen Teilnehmer. „Ich werde dann aber nicht über den Graben rüberrufen, sondern zu den Sofas gehen, mit den Gästen reden und deren Aussagen in die Runde mit hinüber nehmen“, sagte Anne Will bei der Pressekonferenz in Berlin-Adlershof.

Vom Konzept sollen die Regierenden auf den Regierten treffen, die Vorstellungen und die Wortmeldungen der Politiker (auf den harten Stühlen) mit der Realität der Bürger (auf dem weichen Sofa) konfrontiert werden. „Konfrontieren“, das ist ein Gesprächsprinzip, das die 41-jährige Journalistin immer wieder betont – Politiker mit Politikern, Politiker mit Bürgern und alle zusammen mit Anne Will.

Das Studio ist überraschend geräumig, ja großzügig, muss es auch sein für diese Dreiteilung aus Sesselrunde – Sofa – Tribüne für 100 Zuschauer (davon 80 zahlende). Neben aller Bürgerfreundlichkeit sind die Sofaecken auch aus der Erfahrung abgeleitet, dass der Schreiner aus Thüringen mit einem Stundenlohn von 3,50 Euro oder der Hartz-IV-Empfänger aus Berlin schier erstarrt, wenn er neben einem leibhaftigen Bundesminister zu sitzen kommt. Da kann die gewollte Konfrontation zu einem mühsamen Krächzen gerinnen – deswegen die Sofas für die „normalen“ Gäste mit Anne Will an der Seite und als „Megafon“.

Das Studio in viel Beige, Rot und Rot-Beige wirkt aufgeräumter als streng, es hat den Charme einer Lounge, trotzdem vor der Flokati-Gemütlichkeit entschieden Halt gemacht wurde. Kein Teppich, kein Teppichboden weit und breit. „Kuscheln wäre auch nicht mein Diskussionsansatz“, sagte Anne Will über ihren Stil. Sie wolle alle ihre Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur ins Gespräch einbinden und keinen zu kurz kommen lassen. „Gespräche sind dann gut, wenn sie klar strukturiert, intensiv und nachdenklich sind.“ Anteilnahme ja, Gemein machen nein. Ihr Talk werde sich um politische Prozesse, wirtschaftliche Zusammenhänge und gesellschaftliche Trends drehen. Bei der Gästauswahl herrsche die Devise, „eher weniger als mehr“.

Mit der Grundidee „politisch handeln, persönlich fragen“ will sie auf ein eigenes Profil setzen und sich von den „rund 280 anderen Mitbewerbern“ unterscheiden.

Scherzhaft meinte sie, dass sie so zwischen „drei und zwölf Millionen Zuschauer“ erwarte, auf jeden Fall sei ihr der Erfolg beim Publikum wichtiger als der Erfolg bei der Kritik. ARD-Programmdirektor Günter Struve betonte, es gebe in der Tat eine Erwartung beim messbaren Erfolg (eine Zahl nannte er nicht), zugleich sei das Erste auch deswegen im fünften Jahr Marktführer im deutschen Fernsehen, „weil wir bei neuen Sendungen Zeit und Geduld haben“. Sollte „Anne Will“ im Schnitt wirklich zwölf Millionen Zuschauer erreichen, dann werde, Günter Struve, „jeden Gast am Sonntag persönlich vom Flughafen Tegel mit der Rikscha ins Studio fahren“. Es werde auch „Durchhänger“ bei der Quote geben.

Als „Mitbewerber aber keinen Konkurrenten“ nannte Will ihren Kollegen Frank Plasberg, der am 24. Oktober ebenfalls in der ARD mit seinem seinem Mittwochs-Talk „Hart aber fair“ startet. Sie schließe aber nicht aus, dass es Konkurrenz um Themen und Gäste geben werde. Günter Struve: „Binnenkonkurrenz ist uns lieber als Außenkonkurrenz“.

Anne Will bekannte, dass sie den „Erfolgsdruck“ spüre. „Man darf aber von mir erwarten, dass mir die Sendung gelingt.“ Sie könne sich einreden, dass sie keine Nervosität habe. Und lachte ihr gewinnbringendstes Lachen. Die berühmte Augenbraue blieb in Habachtstellung.

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