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Tatort Luzern: Die Kommissare Flückiger (Stefan Gubser, re.) und Ritschard (Delia Mayer, li.) müssen den Tod einer dreifachen Mutter aufklären. Foto: ARD/SRF

© ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler

Tatort aus des Schweiz: Der Tod am Bahndamm

Drei Kinder, drei Väter und ein Wunderheiler - dazu das Schweizer „Tatort“-Team, das sich müht, den Tod der Mutter aufzuklären.

Wie soll man den Hinterbliebenen den Tod eines geliebten Menschen erklären, wenn es sich dabei um drei Kinder handelt, denen diese Nachricht überbracht werden muss? Diese Aufgabe steht für die Luzerner Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und seine Kollegin Liz Ritschard (Delia Mayer) am Anfang des Schweizer „Tatort“ mit dem Titel „Zwischen zwei Welten“. Wegen des Osterfestes strahlt die ARD diese Folge der Krimireihe am Montag aus. Eine Lösung für dieses Problem gibt es freilich nicht. Bei der Toten am Bahndamm handelt es sich um Donna Müller. Sie hat sich beim Fall von einer hohen Mauer das Genick gebrochen. Druckstellen an den Armen sprechen dafür, dass es vor dem Sturz einen Kampf gegeben hat. Die beiden Polizisten tun immerhin das einzig Richtige in dieser Situation und sorgen für psychiatrische Betreuung der Kinder.

Donna Müller hatte bei der Wahl ihrer Lebensgefährten und Liebhaber nicht viel Glück gehabt. Ihre drei Kinder – zwei Mädchen und ein Junge – stammen von drei Vätern. Mit keinem dieser Männer ist sie noch zusammen. Bei einem hat es immerhin bis zur Scheidung gepasst, bei den beiden anderen stand eine feste Partnerschaft nie zur Debatte. Der Vater des Jungen hat sich nach Indien abgesetzt, gibt dort den Guru und redet gerne von Seelenverwandtschaften. Doch wenn er zweimal jährlich in die Schweiz kommt, dann nur für Vorträge. Für seinen Sohn reicht die Zeit gerade mal für ein gemeinsames Eis. Und der Erzeuger von Alisha, der jüngsten Tochter, hat es nicht einmal für nötig gehalten, seiner Ehefrau den Seitensprung zu beichten. Er zahlt zwar brav Alimente, ansonsten ist seine größte Sorge, dass durch den Tod der dreifachen Mutter doch noch alles herauskommt.

Patchwork-Familien kommen in diesem Krimi nicht gut weg

Statistisch gesehen sind Patchwork-Familien heutzutage eher die Regel als die Ausnahme, in jedem Fall jedoch weder anrüchig noch verwerflich. Im „Tatort“ aus Luzern (Buch: Eveline Stähelin und Josy Meier, Regie: Michael Schaerer) wird jedoch der Egoismus aller Beteiligten auffallend in den Vordergrund gerückt – nicht nur bei den Vätern, sondern genauso bei Donna Müller. Nicht dass sie die Kinder vernachlässigt oder gar misshandelt hätte. Materiell scheint ihnen nichts gefehlt zu haben. Ihr Egoismus geht in eine andere Richtung. Auf dem Weg zur „Spirituellen Heilerin“ und zum Auswandern nach Indien hat sie ihre Wünsche über die der Kinder gestellt. Mitleid mit dem Opfer prägt diesen „Tatort“ aus Luzern jedenfalls nicht, nur die Kinder trauern um ihre Mutter – und sorgen sich zugleich um ihre Zukunft. Von den Erwachsenen erhoffen sie sich dabei wenig – wer soll es ihnen verdenken.

Von einer neutralen Warte sind auch die beiden Ermittler weit entfernt. Reto Flückiger kommt bei Frauen zwar gut an, aber zu einer dauerhaften Beziehung hat es nicht gereicht. Vielmehr macht er sich Gedanken darüber, wie es einmal sein wird, als Single alt zu werden und zu sterben. Mit seiner lesbischen Kollegin kann er sich unbesorgt über dieses Thema austauschen.

Komplizierter gestaltet sich der Austausch über die Verdächtigen. Die Kommissarin tippt auf Daniele Rossi (Hans- Caspar Gattikar), den unbeherrschten Vater von Emma, der ältesten Tochter. Der Väter-Selbsthilfegruppe, der Rossi angehört, scheint es um mehr zu gehen als um rein ideellen Beistand. Reto Flückiger hat hingegen einen ganz anderen Verdacht.

Die skurrilste Rolle in diesem Krimi spielt jedoch der Wunderheiler Pablo Guggisberg (Grégoire Gros), bei dem Donna Müller in Ausbildung war. So wie andere Menschen den Blick nach innen richten, wenn sie sich an etwas Bestimmtes erinnern wollen, kann er Verbindung zu den Toten aufbauen. Als die Kommissare bei ihren Ermittlungen nicht weiterkommen, bietet er ihnen freimütig Hilfe an. „Wofür arbeiten wir dann noch?“, fragt Kommissarin Ritschard. „Für die Beweise“, erwidert Guggisberg, „vor Gericht sind meine Informationen nicht zu verwenden“. Das Gleiche gilt leider auch für die Erkenntnisse dieses „Tatort“, die für das Leben außerhalb der Mattscheibe in keiner Weise zu gebrauchen sind.

„Tatort: Zwischen zwei Welten“, ARD, Montag, 20 Uhr 15

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