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© dpa

Thementag: 3sat sendet "Kulturzeit" komplett auf Latein

Fernseh-Fest für Latein-Freunde: Anlässlich eines Thementages zum römischen Imperium wird die 3sat-Sendung "Kulturzeit" am Samstag vollständig in latainischer Sprache abgehalten werden. Dozenten und Studenten der Uni Mainz hatten Mühe, die modernen Moderationstexte zu übersetzen.

"Lingua latina mortua est, vivat lingua latina" (Die lateinische Sprache ist tot, es lebe Latein). Mit diesen Worten wird 3sat-"Kulturzeit"-Moderatorin Andrea Meier an diesem Samstag um 19:20 Uhr ihre Zuschauer begrüßen. Aber sie belässt es nicht bei der Einleitung, die ganze Sendung wird in lateinischer Sprache fortgesetzt. Daran haben mehrere Studenten und Dozenten der Universität Mainz längere Zeit gearbeitet. Die größte Schwierigkeit sei es gewesen, moderne Begriffe der Moderationstexte und der Beiträge in geeignete lateinische Umschreibungen zu übersetzen, heißt es vom Sender.

Moderatorin Andrea Meier hat zwar weder das kleine, noch das große Latinum an der Schule abgelegt, kann jedoch Italienisch und hat bereits Übersetzungen ins Rätoromanische gemacht. Die 38-Jährige, die seit vier Jahren "Kulturzeit" moderiert, hat wegen der anstehenden Sondersendung einen Monat lang jeden Tag ein wenig Lateinunterricht genommen, um zumindest in der Aussprache fit zu sein. Sie empfindet die Sendung als "luxuriöses Experiment" und hofft darauf, vielleicht künftig ab und zu ähnliche Versuche zu unternehmen.

Nur im Vatikan lebt die tote Sprache noch

Anlass ist der 3sat-Thementag "Imperium Romanum". Vor "Kulturzeit" dreht sich alles um das Römische Reich. Der Programmtag begann bereits um sechs Uhr mit der Dokumentation "Rom: Das Herz des Imperiums". Um 19 Uhr stehen "Brot und Spiele" auf dem Programm - in dem Beitrag geht es um Gewalt und Unterdrückung in Rom. Um 15:15 Uhr ist der Spielfilmklassiker "Quo vadis?" (1951) mit Deborah Kerr und Peter Ustinov zu sehen. Um 20:15 Uhr sendet 3sat den TV-Zweiteiler "Julius Caesar" aus dem Jahr 2002 mit Jeremy Sistro als Hauptdarsteller.

Doch das ehrgeizigste Projekt des Tages ist die "Kulturzeit"- Ausgabe in Latein. Da geht es unter anderem um Finnen, die ihre Tangos auch schon mal in Latein singen, und um Wissenschaftler, die in Vorträgen an Universitäten die fast mathematische Klarheit und Logik der Sprache hervorheben. Bis heute ist Latein die Amtssprache des Vatikans und der katholischen Kirche. Ernst A. Grandits geht im kleinsten Staat der Welt auf Spurensuche und stellt fest: Alle Verlautbarungen werden übersetzt, vom offiziellen Dokument bis zur Bedienungsanleitung für den Geldautomaten.

Latein als rhetorisches Mittel

Gepflegten Unterhaltungen und essayistischem Schreiben fehlt ohne Begriffe und Zitate aus dem lateinischen Sprachschatz die rechte Würze, denn kaum eine andere Sprache bringt Sinnhaftes so komprimiert zum Ausdruck wie die Sprache der einstigen Imperatoren. Latein ist in aller Munde - selbst bei Politikern. So spricht Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy vom "Mare Nostrum", seiner Mittelmeerunion. Die Reden des Konsuls Cicero vor dem Volk oder dem Senat sind noch heute Musterbeispiele politischer Rhetorik. Mit dem englischen Autor Robert Harris spricht Tina Mendelsohn über politische Theatralik in der Antike und zieht Parallelen zur Gegenwart. Zum Ausklang rappt die Gruppe Ista ihren Titel "Tu Romane". (imo/dpa)

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