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Strafverteidiger Will Burton (David Tennant) hat noch nie einen Fall verloren.

© Vox

Thriller: Der Mörder kommt frei

„Der Anwalt des Teufels“: Vox zeigt dreiteilige Thrillerserie an einem Abend. Zum Thema wird dabei ein moralisches Dilemma.

Er ist der Beste, jedenfalls im Gerichtssaal: Strafverteidiger Will Burton findet immer das juristische Schlupfloch, durch das sein Mandant in die Freiheit zurückkehrt, doch zu Hause ist er mit der Bedienung einer Spülmaschine überfordert. David Tennant, ein jungenhafter Schlaks mit weit aufgerissenen Augen, spielt diesen aufstrebenden Anwalt in der britischen Miniserie „Escape Artist“. Im Herbst 2013 hatte sie Premiere bei der BBC, nun zeigt sie der Privatsender Vox unter dem Titel „Der Anwalt des Teufels“ am Sonnabend komplett. Das hat den Vorteil, dass man bis zum Finale nicht lange warten muss, denn dieser Dreiteiler zeichnet sich vor allem durch ein außerordentliches Maß an Spannung aus. Und ganz und gar nicht durch Humor, sieht man mal von Burtons Spülmaschinen-Macke ab, die eher zu „Dr. Who“ passen würde, der außerirdischen Titelfigur des Serien-Klassikers, die Tennant auch schon gespielt hat.

Noch kein Prozess verloren

Burton also hat noch keinen Prozess verloren und ist auf dem Sprung zum Kronanwalt, doch den öffentlichkeitswirksamen Fall eines brutalen Frauenmords übernimmt er nur widerwillig. Angeklagt ist Liam Foyle, ein alleinstehender junger Mann, dessen Wohnung vollgestopft ist mit Vogelkäfigen. „Ich mag Menschen nicht besonders“, sagt Foyle. Neben dem Blut an seinen Schuhen machen ihn Kreditkarten-Rechnungen verdächtig, die auf eine Vorliebe für Gewalt-Pornografie schließen lassen. Burton paukt ihn dennoch heraus, was sich als erster großer Fehler erweisen wird. Der zweite: Burton ergreift nicht die Hand, die ihm Foyle nach dem Prozess reichen will. Das kränkt Foyle, der, wenn er nicht gerade mordet, auf gute Manieren Wert legt. Fortan ist dieser Teufel hinter Burtons Frau und Sohn her.

Die Miniserie behandelt vordergründig ein Thema, das auch in Krimis bereits vielfach dramatisiert wurde: Macht sich der Anwalt, der einem Mörder zur Freiheit verhilft, und sei es auf juristisch korrektem Wege, mitschuldig? Rechtsgrundsätze, ohne die faire Verhandlungen nicht möglich wären, bieten in diesem moralischen Dilemma nur bedingt Schutz und Erlösung. „Jeder verdient eine Verteidigung“: Mit diesen Worten rechtfertigte Burton, dass er das Mandat für Foyle übernommen hatte. Und so rechtfertigt später Burtons Kollegin Maggie Gardner, dass sie Foyle vertritt – nachdem der Psychopath mutmaßlich Burtons Frau getötet hatte. Gardner (Sophie Okonedo) war als Anwältin immer die Nummer zwei hinter dem „Entfesselungskünstler“ Burton und sieht nun die Chance gekommen, ihn im Karriere-Wettstreit zu überflügeln. „Der Anwalt des Teufels“ ist trotz dieses Duells der Robenträger eher Thriller als klassisches Gerichtsdrama.

Frische Serien an einem Stück auszustrahlen, kommt im Fernsehen immer mehr in Mode, nun also probiert es auch der RTL-Ableger Vox, der am Sonnabend zuletzt ein Mischmasch aus Dokus und Spielfilmen anbot. Und der montags, mittwochs und freitags ohnehin als Plattform für die zahlreichen von der RTL Group erworbenen US-Serien herhalten muss. Mit dem „Anwalt des Teufels“ und der drei Wochen später ausgestrahlten Miniserie „The Guilty" kommt nun immerhin eine andere – eine britische – Farbe hinzu.

„Der Anwalt des Teufels“; Vox, Sonnabend, 20 Uhr 15

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