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Tibet: Verfälschte Tatsachen

Nach Kritik aus China haben mehrere deutsche Medien Fehler bei der Berichterstattung über die Unruhen in Tibet zugestanden.

Die privaten TV-Sender n-tv und RTL bedauerten am Montag, Bilder in einen falschen Zusammenhang gestellt zu haben. Carsten Erdmann, Chefredakteur der ebenfalls kritisierten „Berliner Morgenpost“, verwahrte sich gegen den Vorwurf der Manipulation.

Die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hatte mehreren westlichen Sendern, Zeitungen und Online-Angeboten vorgeworfen, Tatsachen verfälscht zu haben. So seien Videosequenzen Tibet zugeordnet worden, die tatsächlich gewaltsame Auseinandersetzungen im benachbarten Nepal gezeigt hätten. Fotos aus der tibetischen Hauptstadt Lhasa sind laut Xinhua mit der Bildunterschrift in einen falschen Zusammenhang gestellt worden.

Der deutsche Newssender n-tv gab an, am 20. März in einem Beitrag über den Tibet-Konflikt ein Bild und einen Filmausschnitt aus Nepal gezeigt zu haben. Der Fehler sei bemerkt und das Bildmaterial sofort ausgetauscht worden. Ein Sprecher sagte, es habe sich um ein Versehen gehandelt. „Wir wollten keine Stimmung machen.“ RTL teilte mit, auf seiner Internetseite „in einem Fall ein Bild in einem falschen Kontext verwendet“ zu haben. Ein Tibet zugeordnetes Foto habe in Wirklichkeit Sicherheitskräfte in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu gezeigt, die gewaltsam gegen Demonstranten vorgingen. „Diesen Fehler bedauern wir.“

Die „Berliner Morgenpost“ wurde für eine Bildunterschrift vom 17. März kritisiert. Auf dem Foto ist laut Xinhua zu sehen, wie Polizisten in Lhasa einen Chinesen vor einem Angriff von Randalierern retten. In der „Morgenpost“ stand unter dem Foto: „Aufnahmen des chinesischen Fernsehens zeigen einen Jungen, der von bewaffneten Streitkräften in Kampfanzügen durch die Straßen von Lhasa gejagt und verhaftet wird.“ Was das Foto wirklich zeigt, war zunächst nicht aufzuklären. Chefredakteur Erdmann sagte dazu, „eine freie Berichterstattung aus Tibet ist nicht möglich, es herrscht Zensur.“ Westliche Fotoagenturen und Medien seien „darauf angewiesen, ihren Zuträgern zu glauben. Das eröffnet natürlich die Gefahr von Ungenauigkeiten in den Reportagen aus Tibet.“ Hier Manipulation zu unterstellen, sei grotesk.dpa

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