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© ZDF

TRAN & TRÄNEN: Veronica, der Wal ist da

Jetzt im ZDF: Die Ferres rettet Meeresriesen vor einem Gaskonzern und Menschen vor dem Absturz.

So weit kann kein Land der Erde entfernt sein, dass es nicht doch vom deutschen Fernsehen entdeckt wird. Neuseeland war längst fällig. Dort wurde das gewaltige Kino-Epos „Der Herr der Ringe“ zu einem Augen aufreißenden Naturschauspiel umgedeutet, da wird es für einen ZDF-Zweiteiler wohl reichen, oder? Es reicht. Man muss nur tief genug ins Meer hinunterschauen, dort findet sich ein gewaltiger Fernsehschatz: Wale! Jeder mag, wenn nicht liebt die größten Säugetiere auf dieser Erde, wenn sie so majestätisch und so erhaben und so suggestiv durchs Wasser gleiten.

In der Bucht von Tekoura sind sie aufs höchste gefährdet, der britische Konzern Gasonec will sie erst vertreiben und dann den Rohstoff plündern, und das alles nur wegen des Geldes. Womit die skrupellosen Räuber nicht rechnen: An Land wartet schon Anna Waldmann, und weil sie von Veronica Ferres gespielt wird, muss sich selbst ein Weltkonzern warm anziehen. Anna W. ist Deutsche, sie ist Fotografin und sie kommt aus Berlin. Wenn also: 1. Deutsche Ferres-Frauen aus der Hauptstadt ein Unrecht erkennen, 2. einen renommierten Walforscher-Professor (Mario Adorf) zum Vater haben, der noch dazu gemeuchelt wird, 3. eine Tochter (Alicia von Rittberg) von der schiefen auf die rechte Bahn zu bringen haben, 4. einem unentschlossenen Aussteiger wie Chris Cassell (Christopher Lambert) wieder einen Lebenssinn einpusten müssen, dann ist Primetime-Alarm im Zweiten, dann reichen zwei Mal 90 Minuten gerade so hin.

Das Drehbuch für „Das Geheimnis der Wale“ stammt von Richard Reitinger und Natalie Scharf, Regisseur ist Philipp Kadelbach. Das sind ehrenwerte Handwerker, die ein paar ordentliche Schlingen und Kurven in die Story einbauen, derweil die Inszenierung von derart klarer Stringenz ist, dass die Handlung eindeutig und eingängig ablaufen kann. Die Bösen sind bis auf den zweigesichtigen Bürgermeister Stephen Thompson (Fritz Karl) durchgängig böse, damit der Zuschauer selbst nach Momenten der Absence keine Angst haben muss, den Überblick in diesem Öko-Touchy-Film zu verlieren. Dem Zweiteiler geht es um die Guten, respektive um jene, die nicht wissen wollen, was sie genau sind und wie gut sie eigentlich sein können. Gut getimt ist der Film allemal, nach dem unbefriedigenden Klimagipfel in Kopenhagen.

Es geht es um diese Werte: Umweltschutz, Naturschutz, Walschutz, Liebe, Vertrauen, Engagement. Diese Werte sind bei den jeweiligen Protagonisten teils verschüttet, teils unerkannt, teils verdrängt, teils verloren. Aber sobald eine Ferres-Frau auftaucht, wird jedem und ihr selbst die Charakterfrage gestellt. Da muss alles riskiert werden, und wenn''s das eigene Leben ist. Wer hier behauptet, in Neuseeland sei das Leben ein Ponyhof, der wird so lange und so intensiv bearbeitet, bis er diese lasche Einstellung bereut.

Vor dieser Wucht aus Deutschland kann selbst der Maori, also der neuseeländische Ureinwohner nur dadurch bestehen, dass er dem Gasmann und seinem Geld abschwört und dem Walgesang der Anna Bachmann erliegt.

Ein Film mit und für Veronica Ferres ist eine Herausforderung. Wer in dieser Schauspielerin eine nervende Weltverbesserin oder nur eine schauspielernde Nervensäge sieht, der wird im „Geheimnis der Wale“ nicht enttäuscht. Die Ferres zeigt Einsatz, darstellerischen Glanz zeigt sie nicht. Hölzern, starren Blicks, wie ein steinerner Gast im eigenen Film ackert sie sich durch die 180 Minuten. Jeder Ferres-Film ist eine Kopie vom vorhergehenden, nur die Hülle, der Schauplatz und der Anlass zur Welt- und Menschenrettung sind ein anderer geworden. So enttäuscht ein Ferres-Film nie.

Alles ist auf Stärke, aufs Eindruck-Machen angelegt: die Gefühle, die sagenhaften Panoramen, dieses Es-geht-um-alles-Timbre. Der Zuschauer kann sich, wenn er sich darauf einlässt, durchaus gefangen nehmen lassen. Christopher Lambert als geläuterter Struwwelpeter, Mario Adorf (bisschen Käpt''n Blaubär, bisschen Weltweiser) und Fritz Karl (hält seinen Bürgermeister in der Camouflage des Bösen) – das sind schon Namen. Ihre Darstellung ist alles andere als peinlich, alles ist auf Mitte angelegt, was fehlt, ist das Unbedingte, die Investition über die Routine hinaus. Alicia von Rittberg als Annas Tochter strahlt am meisten, weil ihr das Aufretuschierte, die These im Gesicht fehlt.

„Das Geheimnis der Wale“ ist vom Aufwand her prächtiges Fernsehen, beim Gehalt, bei der Anstrengung wird kaum mehr als Serien-Niveau geliefert. Die Wale aber, die kommen in jeder Szene echt gut raus. Und das ist ihr wahres Fernseh-Geheimnis: Sie sind authentisch.

„Das Geheimnis der Wale“, ZDF, 3. und 4. Januar, 20 Uhr 15; im Anschluss an den ersten Teil zeigt das ZDF um 21 Uhr 45 die Dokumentation „Das Geheimnis der Wale“.

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