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Taschentücher bereithalten! Kate Middleton und Prinz William wollen am 29. April heiraten. ARD und ZDF übertragen live, in Farbe – und parallel. Foto: dapd

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Tristesse Royale: Kiss us Kate

Am 29. April geben sich Prinz William und Kate Middleton das Ja-Wort. Warum ARD und ZDF die Briten-Hochzeit parallel übertragen werden.

Prinz William hat sich festgelegt, er wird seiner Verlobten Kate Middleton am 29. April in der Westminster Abbey in London das Ja-Wort geben. Die Zuschauer hingegen haben die Wahl bei diesem royalen Großereignis. Nicht nur Privatsender wie RTL und N 24 planen eine Live-Berichterstattung, auch ARD und ZDF werden trotz Kritik die Hochzeit des Jahres parallel live übertragen.

Grund für den öffentlich-rechtlichen Doppelschlag ist ein Verfahren, auf das sich im März 2007 ARD-Chefredakteur Thomas Baumann und der damalige ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender geeinigt haben. Demnach sollen Parallelübertragungen von royalen Ereignissen nur noch in begründeten Ausnahmefällen stattfinden, nämlich dann, „wenn das Ereignis von so großem öffentlichen Interesse ist, dass die Ausstrahlung in beiden öffentlich-rechtlichen Sendern sinnvoll und vertretbar ist“, sagte Baumann.

Zusammen mit Brender hat er dafür die Königshäuser in Kategorien eingeteilt. Zur Kategorie A gehören das englische, das niederländische, das schwedische und das spanische Königshaus, unter die Kategorie B fallen alle anderen Royals wie jene in Norwegen, Dänemark oder Belgien. Die Einteilung habe entsprechend des Interesses der Zuschauer in Deutschland stattgefunden, das für die vier „A-Häuser“ besonders groß sei. „Und nur wenn in den A-Häusern Krönungen, Hochzeiten oder Beerdigungen von Königen, Königinnen und Thronfolgern stattfinden, dürfen beide Sender parallel live übertragen“, sagte Baumann.

Für die B-Häuser gelte bei der Übertragung ein Reißverschlussverfahren: einmal übertrage das Erste, dann wieder das ZDF. Über die Hochzeit von Prinz Albert von Monaco am 2. Juli wird deshalb nur das Zweite berichten.

ZDF-Chefredakteur Peter Frey bestätigte die Absprache mit dem Ersten. „Wir haben zwischen ARD und ZDF ein Verfahren gefunden, um Doppelübertragungen so weit wie möglich zu vermeiden.“ Die Fürstenhochzeit in Monaco werde zum Beispiel das ZDF alleine anbieten, weil die ARD zuletzt „Trooping the colour“, die Geburtstagsparade für die Queen übertragen habe. Frey sagte aber auch, „wir wissen, dass es Ereignisse von überragendem Interesse gibt, die auf beiden Kanälen ihr Publikum finden. Da wollen wir den ZDF-Zuschauern nichts vorenthalten.“ Das gelte in diesem Jahr nicht nur für die Hochzeit in England, sondern auch für den Papstbesuch in Deutschland, sagte Peter Frey dem Tagesspiegel.

Sachsens Staatskanzleichef Johannes Beermann hatte am Mittwoch auch mit Blick auf die parallel ausgestrahlten Silvesterkonzerte gefordert, dass sich die Sender besser absprechen. „Der Gebührenzahler muss beide Sendungen bezahlen, aber weil sie parallel in ARD und ZDF laufen, kann er nur eine sehen. Dass das nicht geht, könnte man im Staatsvertrag noch deutlicher zum Ausdruck bringen.“ Beermann leitet die Arbeitsgruppe Beitragsstabilität im Auftrag der Ministerpräsidenten. Sie soll bis 2014 Vorschläge über die Entwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks vorlegen.

ARD-Chefredakteur Baumann weist Beermanns Kritik zurück. „Es wäre doch merkwürdig, wenn wir zwischen den Ereignissen kontinuierlich über die Königshäuser und die Vorbereitungen zu den Ereignissen berichten, aber uns zurückziehen, wenn es zum Höhepunkt kommt“, sagte er. Allerdings müssen beide gebührenfinanzierten Sender jeweils Rechte für die Übertragung erwerben, beide werden mit unterschiedlichen Experten und Kommentatoren in London vertreten sein. Der NDR, der die Rechte für die ARD aushandelt, rechnet mit Übertragungskosten im niedrigen sechsstelligen Bereich. „Im Verhältnis zur Sendelänge und zum Publikumserfolg ist das kein teures Programm“, sagte Baumann.

Der ARD-Chefredakteur erwartet Marktanteile von über 30 Prozent bei der Hochzeit von William und Kate Middleton. Die Hochzeit des spanischen Prinzen Felipe 2004 hatten im Ersten über fünf Millionen Zuschauer (36 Prozent Marktanteil) verfolgt, knapp sieben Millionen Zuschauer sahen sich im Sommer die sechsstündige Übertragung der Hochzeit von Kronprinzessin Victoria von Schweden im ZDF an. Das Erste hatte wegen der Fußball-Weltmeisterschaft ausnahmsweise nicht parallel berichtet, die Hochzeit wurde jedoch im NDR live gezeigt. Ob auch beide Sender beispielsweise eine Hochzeit des englischen Prinzen Harry oder der schwedischen Prinzessin Madeleine übertragen, stehe noch nicht fest, sagte Baumann. „Dafür haben wir uns Spielraum gelassen.“

Kein Spielraum besteht bei ARD und ZDF in der Frage, wer sportliche Großereignisse wie die Fußball-WM oder Olympia übertragen darf: beide dürfen, aber niemals parallel. Der Fernsehhimmel scheint doch teilbar.

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