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Türkei: Töchter an die Macht

Die türkische Mediengruppe Dogan setzt auf weibliche Führung. Das soll den Streit mit der Regierungspartei von Recep Tayyip Erdogan schlichten.

Zum Glück ist Arzuhan Dogan Yalcindag den Umgang mit machtbewussten Männern gewohnt. Schon vor drei Jahren wurde sie zur ersten weiblichen Präsidentin des türkischen Unternehmerverbandes Tüsiad gewählt und vertritt seither die Interessen türkischer Industrieller und Geschäftsmänner. Jetzt wird ihr Einfluss noch weiter wachsen: Arzuhan Dogan Yalcindag soll die Führung der Mediengruppe Dogan mit den großen Tageszeitungen „Hürriyet“ und „Milliyet“ sowie diversen Fernsehsenden übernehmen – und damit ihren Vater an der Konzenspitze ablösen.

Vergangene Woche hatte Aydin Dogan, 73, die Machtübergabe an seine 44-jährige Tochter verkündet, offiziell begründet mit der Umstrukturierung des Verlags. Ziel sei, dass der Konzern „nachhaltiges hohes Wachstum erzielen und starke Auslandspartnerschaften aufbauen“ könne. Aber mit seinem Rückzug dürfte Dogan vielmehr versuchen, einen Streit mit der islamisch-konservativen Regierung um Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zu entschärfen. Seit ihre Medien über einen Spendenskandal im Umfeld der islamisch-konservativen Partei AKP berichtet hatten, steht die Dogan-Gruppe im Visier der Behörden. Sie wird beschuldigt für Einnahmen, die beim Verkauf von Anteilen zwischen Unternehmen der Gruppe sowie an den deutschen Medienkonzern Axel Springer („Bild“, „Welt“) erzielt wurden, nicht ausreichend Steuern gezahlt zu haben. Etwa 2,2 Milliarden Euro beträgt die Strafe. Von einer Einigung in dem Streit hängt auch ein stärkeres Engagement des Axel-Springer-Verlags ab, der im November den Kauf von 29 Prozent der Anteile an der Dogan Yayin Holding (DYH) für umgerechnet 161 Millionen Euro angekündigt hatte. Nach Bekanntwerden der Steueraffäre erklärte Springer, der Vertrag liege auf Eis bis das Verfahren beigelegt sei. Jetzt ist es an Arzuhan Dogan Yalcindag, für Aussöhnung zu sorgen. sop

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