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TV-Bilanz: Kaijörggünther

RTL zieht vollends an ARD und ZDF vorbei. Für die öffentlich-rechtlichen Sender war 2011 ein verlorenes Jahr.

Noch nie war das öffentlich-rechtliche Fernsehen so schwach wie heute. Im Vergleich zu 2010 geht die ARD im Zuschauermarkt 2011 von 13,2 auf 12,4 Prozent zurück, das ZDF fällt von 12,7 auf 12,1 Prozent. Das reicht immer noch für Spitzenplätze, allein, der Marktführer 2011 heißt RTL. Der Privatsender steigert sich auf 14,1 Prozent. Anders als die öffentlich-rechtlichen Programme kann die kommerzielle Konkurrenz wie Sat 1 (10,2 Prozent) oder Vox (5,6 Prozent) die Nachfrage stabil halten.

Muss jetzt die Krise von ARD und ZDF ausgerufen werden? Zu früh, zu alarmistisch, und doch werden bedrohliche Tendenzen für diesen mit 7,7 Milliarden Euro finanzierten Rundfunk sichtbar. Die Sender sind im Showbereich, bei den Tagesprogrammen und am Vorabend knapp vor chancenlos. Gut so, werden die Puristen sagen, wer will denn Scripted-Reality-TV wie „Familien im Brennpunkt“ (RTL), menschenverachtende Castingshows wie „Germany’s Next Topmodel“ (ProSieben) oder Katzenbergers Blond-TV (Vox) einschalten?

Viele Millionen wollen das. Öffentlich-rechtliche Stammseher sind darunter, wenn es heißt „Let’s dance“ oder „Wer wird Millionär?“ oder „Bauer sucht Frau“. Es gibt Zuschauerwanderungen hin zu den Privaten, zu RTL, es gibt erneute Verluste für ARD und ZDF im Segment der 14- bis 49-Jährigen. Das Erste kommt da auf beschämend niedrige 6,6 Prozent (2010: 7,3 Prozent), das ZDF auf 6,2 Prozent (2010: 6,7 Prozent). Kaum ein Abend, an dem „RTL aktuell“ die „heute“-Nachrichten im ZDF im Zuspruch nicht überholt, im öffentlich-rechtlichen Hoheitsgebiet reüssiert.

ARD und ZDF traktieren zu gerne den Gemeinplatz, sie wollten nicht sein wie jene, die Quotenbeschaffungskriminalität zwecks Profitmaximierung betrieben. So wird nur der eigene Misserfolg schöngeredet: Je kleiner, desto feiner, desto reiner öffentlich-rechtlich. War die ARD kommerziell verseucht, als sie über 14 Prozent lag und das ZDF über 13 Prozent? Fernsehen ist ein Markt der Ideen. Den RTL-Günther-Jauch auch fürs Erste, den ARD-Jörg-Pilawa fürs ZDF zu engagieren, Sat 1 den Kai Pflaume für die ARD abzuwerben, das ist bitter wenig an Innovation. Die Deutschen haben 2011 im Durchschnitt 224 Minuten pro Tag ferngesehen, weniger ARD & Co., mehr RTL & Co.. Sie wussten warum.

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