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Hungrig. Anne Krüger (links) und Laura Pohl sind auf der Suche nach den Filetstücken der Mediatheken.

© Promo

TV-Blog: Nur Gutes in der Glotze

Auf dem Blog „Mediasteak“ präsentieren zwei Berliner Fernsehliebhaberinnen das Beste aus den Mediatheken.

Anne Krüger isst kaum Fleisch. Wenn überhaupt, landet Filet auf ihrem Teller. Ganz ähnlich verhält es sich bei ihr mit dem Fernsehen. „Da suche ich mir auch nur die Filetstücke raus.“ Deshalb hat sie ihren Blog „Mediasteak“ genannt.

Dort serviert sie gemeinsam mit Laura Pohl Empfehlungen aus den Mediatheken der Sender. Dokus, Spielfilme, Satire, Serien – die beiden 28-Jährigen posten, was ihren Geschmack trifft und runden den Link mit kleinen Kritiken ab. Sie schwärmen von schrägen Protagonisten, aufwendigen Recherchen oder bemängeln, dass die besten O-Töne wegen des Off-Sprechers kaum zu hören sind.

Spielfilme als "Sonntagsbraten"

Schon morgens beim Zähneputzen beginnt Anne Krüger, die Mediatheken zu durchkämmen. Meistens drückt sie alle paar Minuten auf Stopp: kein Filetstück, also weitersuchen. Vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern schaut sie sich um, aber macht auch da Unterschiede. ZDFinfo? „Die Dokus sind voller Einblendungen, die Sprecher kommentieren zu viel.“ Und Arte? „Da finde ich oft etwas für den Blog.“

Laura Pohl kümmert sich um die Bereiche Musik und Popkultur und scannt die Mediatheken nach Filmen für die Blog-Kategorie „Sonntagsbraten“. Hin und wieder lädt sie auch trashig-humorvolle Youtube-Videos unter der Rubrik „Fast Food“ hoch. Anne Krüger hingegen sieht gern Politisches und Gesellschaftskritisches – über den Umgang mit Ebola etwa oder die Auswirkungen des „Charlie Hebdo“-Attentats. Gerade sucht sie nach Filmen zur Griechenland-Debatte.

"Da läuft eh nichts, das man gucken könnte"

Vor „Mediasteak“ hat Anne Krüger mit Freunden oft über das TV-Programm diskutiert. „Es hieß dann, da liefe eh nichts, das man gucken könnte.“ Daraufhin hat sie Links zu Sendungen rumgeschickt, die ihr besonders gefielen. Irgendwann schlug ein Freund vor, sie solle einen Blog führen, auf dem sie alle Empfehlungen sammelt. Für ihre Masterarbeit setzte Krüger die Idee vor dann zwei Jahren um, Laura Pohl kam bald dazu.

Vergleichbare Angebote – unabhängig und mit einem gewissen Anspruch – finden sich im Netz kaum. Bevor Anne Krüger den Blog aus der Taufe hob, führte sie eine Marktstudie durch. „Da gab es vor allem Sammelstellen mit Videos, die illegal auf Youtube hochgeladen wurden.“

Eine ganze Woche vor dem Fernseher

Ihr eigener Blog hat sich seither zu einer kleinen, aber feinen Adresse im Mediendschungel gemausert. 50 000 Klicks werden pro Monat gezählt, 2200 Usern gefällt der Facebook-Feed. Langfristig soll „Mediasteak“ Werbeeinnahmen generieren und das Hauptprojekt der Macherinnen werden, die den Blog derzeit neben ihren Brotjobs betreiben. 2014 war „Mediasteak“ bereits für den Lead Award und den Grimme Online Award nominiert. Jetzt ist Krüger selbst in der Nominierungskommission des Grimme-Preises. „Für die Nominiertenauswahl habe ich eine ganze Woche nur ferngesehen - das war total super.“

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