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© dpa

TV-Doku: Weiße Bärte und andere Chimären

Das ZDF jagt Osama bin Laden

Jeder Fernsehzuschauer, der regelmäßig die Nachrichten oder andere Informationssendungen einschaltet, hat ein Bild von Osama bin Laden im Kopf. Zum Beispiel aus dem sogenannten Geständnisvideo nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Osama bin Laden, mit weißem Turban und Armeejacke, der Bart fast weiß, übernimmt darin die Verantwortung für die Terrortat. Seither wurden zwar rund 80 Audiobotschaften in seinem Namen veröffentlicht, doch nur zwei Videos. Wobei sein Bart auf einem davon – aus dem Jahr 2007 – wieder tiefschwarz ist. Das letzte Video, von dem tatsächlich mit Sicherheit feststeht, dass darauf der Terror-Scheich zu sehen ist, stammt von 1998, erklären Michael Renz und Michael Rudin den ZDF-Zuschauern in „Die Jagd nach Osama bin Laden“. Mehr noch: Von den Experten in den USA, Afghanistan, Pakistan, Großbritannien und Deutschland, mit denen sie gesprochen haben, behauptet die eine Hälfte, dass Osama bin Laden schon vor Jahren an seinem schweren Nierenleiden gestorben ist. Für die andere ist er gesund, munter und viel zu klug für die US-Geheimdienste.

Letztendlich kann sich auch dieser Film dem Unterschied zwischen Mythos und Wahrheit nur annähern. Fest scheint jedoch zu stehen, dass die Amerikaner mehrfach die Chance hatten, ihren größten Feind zur Strecke zu bringen, wie sich Ex-Mitglieder von „Delta Forces“ und CIA verärgert erinnern. Im Dezember 2001 hatten sie bin Laden in seiner Bergfestung Tora Bora gestellt, doch Washington entschied, den Afghanen den finalen Schlag zu überlassen – was diese verpatzten. Doch möglicherweise ist bin Laden als mediale Strohpuppe einfach zu hilfreich, um den Krieg gegen den Terror weiterzuführen, mutmaßen die Autoren. Schade nur, dass Al Qaida nicht direkt zu Wort kommt. Kurt Sagatz

„Die Jagd nach Osama bin Laden“, Dienstag, ZDF, 23 Uhr 15

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