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Das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Kandidat Marin Schulz findet nach den dramaturgischen Bedingungen der Kanzlerin statt.

© dpa

TV-Duell Merkel vs. Schulz: Die Kanzlerin bestimmt die Dramaturgie

Merkel will sich nicht von zwei Moderatorenpaaren, sondern von allen Moderatoren gleichzeitig befragen lassen. Die beteiligten vier Sender fügen sich.

Wer bestimmt eigentlich die Spielregeln, wenn die führenden vier Fernsehsender Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihren SPD-Herausforderer Martin Schulz am 3. September zum TV-Duell einladen? Die Überzeugung, dass ARD und ZDF, RTL und Sat1 die Dramaturgie bestimmen, haben sich mit der gemeinsamen Mitteilung der Sender am Dienstag als Irrtum herausgestellt. Merkel spricht ein, wenn nicht das entscheidende Wort mit. Das wollten die Sender: Zwei Moderatorenpaare - Maybrit Illner (ZDF) und Peter Kloeppel (RTL), Sandra Maischberger (ARD) und Claus Strunz (Sat1) - befragen jeweils 45 Minuten lang Kanzlerin und Kandidat.

Die Sender wollten so nach eigenen Angaben „mehr Raum für Spontaneität und Vertiefung“ schaffen. Eine weitere Begründung der Sender für den geänderten Aufbau waren eine übersichtlichere Gestaltung und mehr Raum für die Spitzenkandidaten.

Merkel-Lager drohte mit Absage

Diesen Argumenten schloss sich das Merkel-Lager nicht an und grätschte dazwischen: "Die Vertreter der Bundeskanzlerin waren mit diesen dramaturgischen Veränderungen nicht einverstanden und lehnten eine Teilnahme unter diesen Bedingungen ab", heißt es in der Mitteilung der Sender. Um die „einzige direkte Konfrontation“ zwischen der Kanzlerin und dem SPD-Herausforderer Martin Schulz dennoch zu ermöglichen und "dem Interesse einer sicherlich breiten Öffentlichkeit Rechnung zu tragen", kehren die Sender zum 2013 praktizierten Modell zurück.

Die Moderatorenpaare sollen sich wie schon vor vier Jahren häufig mit ihren Fragen abwechseln. Die Dramaturgie - vier Moderatoren, zwei Politiker - gilt aus Sicht der Frager als ungünstig, weil es mehr Absprachen erfordert, weniger Spontaneität gestattet und natürlich die Konkurrenz unter den Journalisten befördert. Das alles werden die Merkel-Berater im Blick haben, die sich von den für die Moderatoren erschwerten Bedingungen deutliche Vorteile für die Kanzlerin versprechen. Die TV-Sender lassen sich darauf, offenbar war die Drohung, das TV-Duell platzen zu lassen, ernstgemeint und massiv. Der Eindruck muss sich aufdrängen, dass die Sender eingeknickt sind.

Sender fragen ohne Absprache

Wie um die eigene Autorität doch noch zu behaupten, teilten die TV-Anstalten mit, dass die Journalisten die Sendung wie in der Vergangenheit ohne weitere Absprachen über konkrete Fragestellungen unabhängig gestalten - Donnerwetter! Immerhin steht jetzt auch der Austragungsort fest: das Fernsehstudio in Berlin-Adlershof, aus dem das Erste, ZDF, RTL, Sat 1 die 90 Minuten gleichzeitig übertragen werden. Bisher fand jedes TV-Duell im Studio Adlershof statt..

Bei der Premiere 2002 hatte es noch zwei Live-Sendungen mit Gerhard Schröder und Edmund Stoiber gegeben. Seitdem einigten sich Sender und Parteien jeweils auf eine Sendung vor jeder Bundestagswahl. Die Kanzlerin hatte den Wunsch der Sender nach zwei TV-Duellen 2017 abgelehnt.

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