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TV-Film: Kalte Herzen

Verteufelt gut: „Die Toten vom Schwarzwald“ im ZDF pendeln zwischen Krimi und Gruselstory

Es gibt Mythen. Und es gibt Aberglauben. In den abgelegenen Tälern und tiefen Wäldern vermischen sich diese beiden Formen mitunter, so wie im Fernsehfilm „Die Toten vom Schwarzwald“. Steine mit Runenschrift, Tierschädel auf Pfählen, in Kreuzform zusammengebundene Äste: Dieser verteufelt gute ZDF-Film von Thorsten Näter (Buch und Regie) verlässt nicht nur die ausgetretenen Waldwege, sondern überschreitet auch sonst sämtliche Grenzen zur Mystik.

Es beginnt mit einer harmlosen Autofahrt zweier Frauen vorbei an der malerischen Kulisse des Hochschwarzwaldes in Richtung des fiktiven Holltals. Inka Frank (Nadja Uhl) ist dort Lehrerin und hat die Mitfahrgelegenheit bei der schweigsamen Katharina Auerbach (Anna Schudt) gerne angenommen. Mitte im Wald überkommt Katharina ein menschliches Bedürfnis. Als sich Mitfahrerin Inka beim Warten ängstlich über die Schulter blickt und krähende Raben und andere unheimliche Geräusche zu hören sind, ahnt der Zuschauer bereits, dass Katharinas Austreten nicht von kurzer Dauer ist. Selbst das herbeigerufene Suchkommando samt Spürhunden wird nicht fündig und muss die Suche am Abend wegen des strömenden Regens einstellen. Das passt Katharinas Ex-Mann Matthias Auerbach (Heino Ferch), der plötzlich in der Tür des Wirtshauses steht, gar nicht. Überhaupt versteht der Forensiker aus dem nahe gelegenen Stuttgart nicht, warum die örtliche Polizei so schnell aufgibt. Doch die Beamten sind nicht die Einzigen, die ihm alle erdenklichen Steine in den Weg legen werden. Die Mauer des Schweigens wurde auf einem jahrhundertealten Geheimnis errichtet, das auch von den unverständlichen Worten einer unheimlichen alten Frau nicht eingerissen werden kann. Doch Matthias Auerbach gibt nicht auf. Als er in den Wald zurückkehrt, glaubt er seine Frau zu sehen, rennt ihr hinterher und findet dabei eine fast vollständig verweste Frauenleiche – deren DNA mit der seiner Frau übereinstimmt.

Tiefste süddeutsche Provinz, handfester Aberglaube, deftige Mundart, diese Ingredienzien bildeten bereits das Erfolgsrezept der Kluftinger-Krimis. Die Verfilmung des Allgäu-Krimis „Erntedank“ im Bayerischen Fernsehens – mit Herbert Knaup als knorrigem Kommissar unter der Regie von Rainer Kaufmann – war ein großer Erfolg. Und auch bei den Schwarzwald-Toten wird das Geheimnis nur ganz langsam gelüftet, hält die Spannung bis zum Schluss.

Hinter jedem Baum, hinter jedem Felsen droht in diesem alles andere als idyllischem Schwarzwald Gefahr. Näter, der aus Lübeck stammt, war schon als Kind von der Geschichte „Das kalte Herz“ von Wilhelm Hauff fasziniert, dem Köhler, der seine Seele an Waldgeist Schatzhauser verkauft, das Glück aber dennoch nicht finden kann. Bei den Vorbereitungen zum Film fand Näter eine Unmenge weiterer Sagen und Mythen, die ihren Ursprung ebenfalls in dem entbehrungsreichen Leben der Schwarzwaldbewohner haben.

So reicht auch die Sage hinter dem ZDF-Film sehr weit zurück in die Vergangenheit, bis zum 30-jährigen Krieg und einem Pakt der Holltaler mit dem Teufel. Ein Pakt, der die Menschen auch Jahrhunderte später noch dazu verleitet, ihre Häuser mit Abwehrsprüchen schützen zu wollen. Oder ihre Karriere, denn Auerbach – welcher Name für eine Rolle in einem Mystery-Krimi – muss vor allem gegen Ewald Beierlei (Joachim Bißmeier) kämpfen. Als Besitzer der Glashütte, in der die meisten Talbewohner beschäftigt sind, ist er zugleich Bürgermeister des Ortes. Er will auf alle Fälle verhindern, dass Auerbachs Nachforschungen seine Wiederwahl gefährden, wobei dies offensichtlich nicht der einzige Grund für dessen verdächtiges Verhalten ist. Kurt Sagatz

„Die Toten vom Schwarzwald“, ZDF, 20 Uhr 15

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